DOMRADIO.DE: Sie suchen für die Dommusik eine Assistenz. Was ist das für eine Stelle und welche Voraussetzungen muss man mitbringen?
Oliver Sperling (Domkantor bei der Kölner Dommusik): In der Regel befindet man sich am Abschluss eines Kirchenmusik- oder Schulmusikstudiums mit Schwerpunkt Chorleiterung/Gesang. Diese Stelle ist eine Berufsqualifikationsphase von zwei Jahren und beinhaltet die Arbeit mit dem Mädchenchor in allen Bereichen. Das heißt chorische Stimmbildung, Chorleitung und natürlich Proben. Es gibt viele Proben, weil wir vier verschiedene Chorgruppen haben, ab dem dritten Schuljahr beziehungsweise Ausbildungsjahr, die aufgestaffelt sind, den sogenannten A-Chor, Kammerchor und Extra-Chor. Es finden Stimmproben statt, Sopran- und Alt-Proben, für die Kleineren und für alle zusammen, bis man sonntags oder feiertags wie jetzt an Pfingsten im Dom singt.
DOMRADIO.DE: Dürfen die Musikstudentinnen und Musikstudenten, die diesen Job annehmen, auch irgendwann den Chor im Dom dirigieren?
Sperling: Natürlich, relativ schnell sogar! Ich werfe diejenigen, die kommen, relativ schnell ins kalte Wasser, um Praxis zu sammeln. Wie ist das im Dom? Wie stellt man sich auf den Raum ein? Es sind auch viele organisatorische Dinge zu beachten. Wann muss man beim Einsingen im Chorsaal im Dom losgehen, dass der Chor auch rechtzeitig mit seinen 120 bis 130 Mitgliedern unten im Dom ankommt? Wie stellt man sie auf? Das sind alles Dinge, die zur Liturgie mit dazu gehören. Es geht also nicht nur um das reine Chorleiten, das fachliche, sondern auch um die Gestaltung des Gottesdienstes.
DOMRADIO.DE: Sie haben in der Vergangenheit schon häufiger Assistenten und Assistentinnen gehabt, immer alle zwei Jahre neue. Welche Erfahrungen machen die jungen Leute dann? Was nehmen sie für sich mit?
Sperling: Es ist tatsächlich so, dass einige von ihnen inzwischen auch an einem Dom tätig sind, aber woanders. Es ist die Spezialisierung im Bereich Kinder- und Jugendchor, was die Literatur angeht. Speziell bei mir ist das der Mädchenchor, eine Spezialisierung in der Chorliteratur für Oberstimmen.
Eine ehemalige Assistentin ist jetzt Kollegin am Dom zu Osnabrück. Ein Kollege, der bei den Knaben gewesen ist, ist Domkantor in Speyer geworden. Es fächert sich auf und orientiert sich auch daran. Aber man hat natürlich auch ein Rüstzeug erhalten für die Kinder- und Jugendchorarbeit vor Ort, die auf einem ganz bestimmten Niveau stattfinden kann. Das kann man in jedem Fall mitnehmen.
DOMRADIO.DE: Es ist eine Halbtagsstelle, eine abwechslungsreiche Aufgabe. Der Chor singt nicht nur im Dom, auch in der Philharmonie. Manchmal geht es auch auf Reisen, oder?
Sperling: Ganz genau. Wir waren von Christi Himmelfahrt, nach dem Pontifikat im Dom, bis Sonntag auf einem Chorwochenende. Das sind Trainingstage, natürlich mit Freizeit, wo man die Kinder kennenlernt und wo man sehr intensiv mit dem Chor arbeitet. Die Spitzen sind natürlich Konzertreisen. Die geht in diesem Jahr in den letzten beiden Sommerferienwochen nach Südafrika. Das ist nach der Pandemie wieder ein ganz großer Schritt. Das Erlebnisfeld ist sehr vielseitig, die Philharmonie haben Sie angesprochen, das Konzert an Heiligabend bis hin zur Oper. Es ist eine sehr große Palette, die natürlich einen Schwerpunkt am Dom hat, aber weit darüber hinausgeht.
DOMRADIO.DE: Am kommenden Pfingstsonntag wird der Chor den Gottesdienst, den wir hier auf DOMRADIO.DE ab 10 Uhr übertragen, mitgestalten. Wie macht er das?
Sperling: Das ist etwas ganz Besonderes. Der Mädchenchor singt mit einem Streichorchester eine Originalmesse von Johann Michael Haydn. Das ist der jüngere Bruder von Joseph Haydn. Der hat 43 Jahre lang in Salzburg gearbeitet und für seine Kapellknaben etwas geschrieben. Diese Messe mit dreistimmigem Chor, Gesangssoli und Orchester wird in der Liturgie am Pfingstsonntag im Pontifikalamt morgens erklingen. Darauf freuen wir uns alle sehr.
Das Interview führte Dagmar Peters.