Kölner Generalvikar will Willkommenskultur stärken

Hallo, hier frohe Botschaft!

Das Erzbistum Köln will den Glauben erfahrbarer machen und verstärkt auf die Menschen im Bistum zugehen. Zum Beispiel auf Trauernde, neu Zugezogene oder Paare mit Ehewunsch. Vorschläge erarbeitet der neue Diözesanpastoralrat.

Menschen vor dem Kölner Dom / © Elisabeth Schomaker (KNA)
Menschen vor dem Kölner Dom / © Elisabeth Schomaker ( KNA )

domradio.de: Dem neu gegründeten Rat gehören Laien, Kleriker und Ordensleute aus verschiedenen Bereichen des Erzbistums Köln an. Zeichnet sich schon ab, wie die neu gegebene Struktur zukünftig den gewünschten pastoralen Weg der Katholiken im Erzbistum Köln unterstützen kann?

Dr. Dominik Meiering (Generalvikar des Erzbischofs von Köln): Das muss sich natürlich erstmal finden. Wir haben am Anfang in diesen zwei Tagen in Bensberg ganz viel diskutiert darüber, wie jetzt die Beratungsgegenstände zustande kommen. Dann war völlig klar, dass der Diözesanpastoralrat das Beratungsgremium des Erzbischofs ist, kein Parlament, in dem man am Ende gemeinschaftliche Entscheidungen finden würde. Der Erzbischof gibt die Themen hinein und sagt: Zu diesen Themen hätte ich gerne von Euch eine Meinung, wie können wir da gut und vernünftig vorwärts gehen? Die Verantwortung liegt natürlich beim Bischof, er ist der Hirte der Diözese. Gleichzeitig ist dem Kardinal aber wichtig, dass die Anliegen und die Fragen, die aus dem Kreis des Diözesanpastoralrates kommen, aufgegriffen und behandelt werden, dass wir sozusagen auch die Möglichkeit geben, die Themen, die den Menschen auf den Nägeln brennen, in den Blick zu nehmen und dazu entweder ein Statement oder aber auch eine Beratung für den Erzbischof einbauen können in die Arbeit des Diözesanpastoralrates.

domradio.de: Nehmen wir doch mal ein ganz konkretes Beispiel wie die Trauerpastoral, da gibt es ja vielfältige und gute Erfahrungen, wie wichtig die Arbeit mit trauernden Menschen ist. Wie kann das denn neu strukturell unterstützt werden?

Meiering: Das ist ein schönes Beispiel, weil wir da schon ein paar Schritte gegangen sind. Wir haben pilotmäßig die Probe gemacht und einige Laien für den Beerdigungsdienst ausgebildet. Sie sind auf einem ganz guten Weg, und der Erzbischof wird sie auch für diesen besonderen Dienst beauftragen. Daran kann man sehen, Laien übernehmen eine besondere Verantwortung. Man kann aber auch sehen, dass die Fragen und Bitten aus dem Diözesanpastoralrat aufgegriffen werden. Es war auch ein deutliches Votum aus dem Kreis dort, dass wir da mehr tun müssen. Die Stichworte waren in dem Zusammenhang "Achtsamkeit" oder "Wachsamkeit". Wie können wir gerade zu den Lebenswenden der Menschen, die Menschen intensiver begleiten und dann auch präsent sein mit der frohen Botschaft, die Christus uns gibt? Dass wir wirklich persönlich die Menschen begleiten und ihnen begegnen können, dass sie die Erfahrung machen, da ist jemand da für mich, mit dem ich ins Gespräch kommen kann.

domradio.de: Bei einer konstituierenden Sitzung ist noch vieles neu - aber viele der Gremienmitglieder, die ja aus allen Bereichen der Kirche kommen, kennen sich aus ihrer Arbeit in der Pastoral. Wie haben Sie den generell das neue Miteinander erlebt?

Meiering: Was ich interessant und spannend in den Arbeitsgruppen fand, war, dass der Wunsch stark da war, eine Willkommenskultur in unserem Erzbistum neu zu etablieren. Das trifft sich wirklich auch mit dem Wunsch unseres Erzbischofs. Alle Beratungsthemen, die er ausgegeben hatte, waren unter dieser Perspektive betrachtet worden: Wie können wir für die Menschen ein Ort sein, wo sie sich willkommen geheißen fühlen? Der Kardinal hat dazu ein paar Beispiele gebracht: Wie ist das denn mit der Beerdigung, darf sie nur zu der Uhrzeit stattfinden, wo gerade die Kirche auch frei ist? Und wenn jemand anders kommt und die Beerdigung halten möchte, dann geht das doch nicht? Dann klappt das Ganze nicht? Und wir können dem Menschen an dieser Stelle nicht entgegen kommen, weil wir sagen, der Organist kann nicht oder es ist keiner da, der sich kümmern kann?

Wir könnten auch andere Themenfelder ansprechen, zum Beispiel, wie wir auf Neuzugezogene zugehen. Das gelingt an manchen Stellen sehr gut, aber manchmal auch überhaupt nicht. Oder Menschen, die auf der Suche sind nach jemandem, der sie verheiratet, also Ehepastoral, Ehebegleitung. Das sind riesige Themen, wo wir uns einig waren, dass wir mit einer der Menschen zugewandten Haltung auch ganz viel verbessern können. Wir wollen Kirche im Aufbruch sein, das ist der entscheidende Punkt. Wir wollen nicht immer nur damit beschäftigt sein, was alles nicht mehr geht und wie traurig wir sind, was gestern alles noch ging. Wir wollen deutlich machen: Die Wirklichkeiten sind so wie sie sind, aber innerhalb dieser Wirklichkeiten sind wir Kirche im Aufbruch und versuchen zu den Menschen die frohe Botschaft von Jesus Christus zu bringen und Christus berührbar zu machen.

domradio.de: Wie werten Sie ganz persönlich als Teil der Bistumsspitze den nun neu eingeschlagenen Weg? An der Basis gibt es ja doch noch die ein oder andere kritische Frage danach, was das neue Gremium für die pastorale Arbeit zukünftig leisten kann?

Meiering: Wir sind alle ein bisschen auf der Suche und ich glaube, das ist auch legitim. Der Kardinal hat in seinem Fastenhirtenbrief ja deutlich formuliert, was seine Vision für den pastoralen Zukunftsweg in unserem Erzbistum ist. Er hat aber gleichzeitig auch eingeladen und gefragt, was ist denn eure Vision? Ich glaube, es gehört dazu, dass wir uns jetzt über diese Vision unterhalten, dass wir darüber ins Gespräch kommen. Natürlich gehört da auch die Frage nach den Verunsicherungen, nach dem Lassen von Liebgewonnenem und Althergebrachtem dazu. Gleichzeitig besteht aber auch die Chance, neue Themen in den Blick zu nehmen, neue Menschen anzusprechen. Die Aktion "Neue Nachbarn" zeigt zum Beispiel, dass sich ganz viele Menschen dazu bewegen lassen, bei uns in der Kirche mitzumachen, dass wir da ganz viele Chancen haben, Menschen anzusprechen, damit sie merken: "Ja, Christus kann auf vielfältige Art und Weise lebendig gemacht werden".

Das Interview führte Hilde Regeniter.

 

Quelle:
DR