"So verständlich der Ruf nach scheinbar einfachen Lösungen ist, habe ich da einige Bedenken", sagte Hofmann am Sonntag in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Köln. So bezweifle er, ob etwa die Abschaffung der priesterlichen Ehelosigkeit eine "sinnvolle und vor allem theologisch richtige Wahl" wäre. "Kirche sein heißt auch, treu zu sein gegenüber dem Vorbild Jesu", erläuterte der Generalvikar.
Jesus habe "aus vielen Gründen" zölibatär gelebt. "Einer der bedeutsamsten ist, dass er die Kirche wie eine Braut liebte und weiter liebt - vollständig und ganz ausschließlich, so wie eine Ehefrau ihren Mann und ein Ehemann seine Frau liebt."
Priesterberuf ist mehr als Zölibat
Hofmann weiter: "Das mag heutzutage nur noch schwer vermittelbar sein; aber gerade darin liegt eine große Aufgabe, diesen spirituellen Reichtum neu zu entdecken und den Herzen der Menschen nahe zu bringen." Zugleich betonte der Kölner Generalvikar, der lange für die Ausbildung von Priestern im Erzbistum zuständig war, es gelte, einer Vereinzelung und Vereinsamung von Geistlichen vorzubeugen.
Hofmann beklagte, die positiven Seiten des Priesterberufs würden inner- wie außerkirchlich zu wenig wahrgenommen. "Die kritische Sicht auf den Priester ist sicher auch eine Folge des Missbrauchsskandals, bei dem es nichts zu beschönigen gibt und den es aufzuarbeiten gilt. Aber ich empfinde es als problematisch, wenn in der Öffentlichkeit der Priesterberuf fast ausschließlich unter diesem Aspekt betrachtet wird."