DOMRADIO.DE: "Damit's heller wird" - Das ist auch in diesem Jahr das Motto in der Adventszeit der Kirchen in der Kölner Innenstadt.
Dominik Meiering (Leitender Pfarrer für die Kölner Innenstadt): Das ist und bleibt das Motto für die Adventszeit, schon seit einigen Jahren. Wir sind aktuell in der dunklen Jahreszeit und auch allgemein in einer dunklen Zeit, in der wir leben. Da brauchen wir immer wieder Ermutigungen und Augenblicke des Lichtes und der Hoffnung.
DOMRADIO.DE: Sie haben ein großes Veranstaltungsprogramm auf die Beine gestellt. Am Namenstag des Heiligen Nikolaus, kommt natürlich der Nikolaus.
Meiering: Um 16:30 Uhr ist der Nikolaus an Sankt Aposteln, zusammen mit dem Kerzenfahrrad, was wir da immer haben. Wir laden die Menschen ein, eine Kerze mitzunehmen und eine Kerze für die Lieben zu entzünden, an die sie denken und für die sie bitten und beten wollen. Wir sammeln auch ein bisschen Geld für Gubbio, die Obdachlosenhilfe hier in der Innenstadt. Es ist natürlich toll zu erleben, wie Klein und Groß auf den Nikolaus reagieren. Denn der hat immer ein gutes Wort für jeden, der vorbeikommt.
DOMRADIO.DE: Etwas Schönes für Familien gibt es am Samstag. Um 17:00 Uhr ist die Basilika Sankt Gereon im Kerzenschein zu erleben, das klingt schön.
Meiering: Das ist einer der Renner. Wir haben das immer für die Erwachsenen gemacht, es findet auch an den beiden darauffolgenden Samstagen wieder für die Erwachsenen statt. Aber für Kinder ist das auch eine fantastische Erfahrung, mit Kerzen in den Händen durch die nur durch Kerzen illuminierte Kirche Sankt Gereon zu wandern.
Auf den zwei Etagen werden dann hunderte Kerzen angezündet und dort kann man Adventsgeschichten hören. Es geht darum, in diese Kultur wieder reinzukommen und sich Geschichten von dem zu erzählen, was das Leben lebenswert und liebenswert macht.
DOMRADIO.DE: Ein weiteres Highlight ist Grillen, Glühwein und Gesang in Sankt Michael am kommenden Freitag, dem 13. Dezember. Die Kombination hört sich vielversprechend an.
Meiering: Irgendjemand kam mal auf diese Idee, weil er gern grillt. Ich sage immer, wer was macht, hat Macht. Und wenn diejenige Person Lust hat, das zu organisieren, ist das toll. An Sankt Michael, mit dem Brüsseler Platz davor, ist immer viel Traffic. Es gibt viele Leute, die da angesprochen werden können.
Es ist fantastisch zu erfahren, wie Leute reagieren: Was macht ihr hier? Wer seid ihr? Ach, ihr seid katholisch? Ach, ihr habt jetzt Advent? So kommt man miteinander ins Gespräch über Gott und die Welt. Manchmal sind das Türöffner dafür, dass man die Menschen noch mal bei irgendeinem schönen Angebot wiedersieht.
DOMRADIO.DE: Auch kölsche Töne dürfen in dieser Adventszeit nicht fehlen. Welche Empfehlung haben Sie da?
Meiering: Die "Paveier" (Musikgruppe, Anm. d. Red.) sind zum Beispiel noch in St. Aposteln. Es gibt ein paar Mitsingkonzerte, wo nicht nur adventliche, sondern nach Weihnachten auch weihnachtliche Lieder gesungen werden. In Sankt Maternus zum Beispiel haben wir schöne kölsche Adventslieder im Angebot. Wir haben diese Veranstaltungen in einem Heftchen zusammengestellt.
Wenn man in diesem Heftchen ein bisschen schnuppert, das im Augenblick im Domforum und bei der Touristenformation, in den Kölner Innenstadtkirchen und im Dom ausliegt, findet man dort 100 Veranstaltungen. Da ist auf jeden Fall für Alt und Jung, für Groß und Klein und für die unterschiedlichsten Geschmäcker was dabei.
DOMRADIO.DE: Das traditionelle Kerzenfahrrad gehört in Köln einfach dazu. Was genau ist die Funktion? Wo ist es unterwegs?
Meiering: Es wandert von Ort zu Ort. Es steht bei verschiedenen Veranstaltungen bewusst auf der Straße, damit wir mit unserem adventlichen Feiern nicht nur in den Kirchen sind, sondern auch zu den Menschen gehen und versuchen, ihnen etwas von der Freude und dem Licht nahezubringen, das Christus bringt, damit die Menschen nicht nur in diesem Kaufrausch und dem Kommerz untergehen, den wir überall angeboten bekommen.
Das sind schöne Gelegenheiten: die Leute halten an, entzünden eine Kerze, trinken einen Glühwein, man unterhält sich über die Situation in der Stadt, man kommt über das Leben im Allgemeinen ins Gespräch. Das sind schöne Augenblicke des Innehaltens, wo man spürt, da sind wir uns gegenseitig zum Geschenk geworden, wir Menschen, die sich zufällig begegnet sind.
Das Interview führte Carsten Döpp.