DOMRADIO.DE: Sheltersuits sind ist eine Kombination aus Winterjacke und Schlafsack. Was ist das Besondere daran?
Mario Rusack-van Rossum (Katholische Kirche in Köln-Bickendorf, Ehrenfeld und Ossendorf und Botschafter der NGO Sheltersuits Foundation): Die Sheltersuit Foundation aus den Niederlanden hat vor über zehn Jahren dieses Impact Produkt entwickelt. Aus meiner Sicht braucht diese Welt keine neuen Produkte, wir brauchen Produkte, die einen Impact, eine Wirkung, in unserer Gesellschaft generieren.
Die Sheltersuits sind wasserdicht und winddicht, sie schützen die Menschen vor Kälte und Nässe. Mit den Sheltersuits leisten wir praktische, unmittelbare Hilfe.
DOMRADIO.DE: Was macht die Sheltersuit Foundation in den Niederlanden genau?
Rusack-van Rossum: Die Sheltersuit Foundation ist eine Nichtregierungsorganisation (NGO) und sammelt Gelder, weil die Sheltersuits nur durch Spenden auf die Straße kommen. Sie haben auch eine "Social Factory" entwickelt, wo Menschen arbeiten, die keinen einfachen Zugang zur Arbeitswelt haben, etwa ehemalige Geflüchtete aus der Ukraine, aus Eritrea oder Syrien.
DOMRADIO.DE: Diese Sheltersuits werden aus recycelten Materialien in den Niederlanden hergestellt. Warum?
Rusack-van Rossum: Weltweit entstehen 92 Millionen Tonnen Textilabfälle im Jahr; das entspricht ungefähr einem Müllwagen voller Textilien, die jede Sekunde auf Deponien abgeladen oder gar verbrannt werden. Die Sheltersuits entstehen aus Upcycling, um die negativen Auswirkungen auf die Umwelt zu minimieren.
DOMRADIO.DE: Sie haben hier in Köln auch mit Obdachlosen gesprochen, hatten Kontakt zu Ihnen. Was sagen die Ihnen zu Ihrer Lage auf der Straße? Was ist denen wichtig, gerade jetzt, wenn es so kalt ist?
Rusack-van Rossum: Besonders im letzten Winter hatte ich in meinem Ehrenamt in einer Kontaktstelle engen Dialog mit Obdachlosen. Viele Obdachlose kamen regelmäßig in die Kontaktstelle und fragten nach neuen Schlafsäcken. Die Hauptgründe dafür waren Durchnässungen und Zerstörung durch Nagetiere wie Ratten, die nachts an den Schlafsäcken fressen. Das ist dramatisch und auch nicht nachhaltig. Natürlich müssen wir im ersten Step den Menschen helfen und Schlafsäcke ausgeben. Klassische Schlafsäcke überstehen mehrere Campingurlaube. Aber diese Bedingungen auf der Straße sind eine andere Hausnummer.
DOMRADIO.DE: Wie kommen diese Sheltersuits nach Köln? Was können wir alle tun, damit das gelingt?
Rusack-van Rossum: Die Sheltersuits kommen nur durch Spenden auf die Straße. Die Produktionskosten für einen Sheltersuit sind circa 300 bis 400 Euro. Ich habe hier als Botschafter begonnen und versuche Unternehmen, Sozialorganisationen, Banken, und Sportvereine zu kontaktieren. Ich habe auch viele positive Antworten bekommen, aber am Ende sind die Budgets begrenzt.. Es ist außerdem wichtig, auf diese Herausforderung hinzuweisen, dass Obdachlose dringend Hilfe brauchen. Und auch Privatpersonen können einzelne Sheltersuits spenden, die werden dann hier in Köln verteilt.
Das Interview führte Carsten Döpp.
Weitere Informationen und Spendenmöglichkeiten auf sheltersuit.com