Kölner Stadtdechant zur Eröffnung der Weihnachtsmärkte

"Adventsmarkt" oder "Weihnachtsmarkt"?

Der Totensonntag ist gerade vorbei. Am Montag eröffneten in Köln und Umgebung die Weihnachtsmärkte - für fünf lange Wochen. Ist diese frühe Eröffnung im christlichen Sinne? domradio.de hat den Kölner Stadtdechanten Msgr. Robert Kleine gefragt.

Der Weihnachtsmark in Köln am Dom wird eröffnet (DR)
Der Weihnachtsmark in Köln am Dom wird eröffnet / ( DR )

domradio.de: In diesem Jahr starten die Weihnachtsmärkte sehr früh. Der Baum am Kölner Dom wurde bereits am Sankt-Martin-Tag aufgestellt. Welches Verhältnis haben Sie zu dem frühen Start des Weihnachtsmarktes?

Kleine: Wir hatten gerade erst noch Totensonntag - einen stillen Feiertag und kurz danach haben die Märkte begonnen. Es ist ja in diesem Jahr die längst mögliche Zeit, nächstes Jahr ist der vierte Advent schon Heilig Abend. Ich bin etwas hin- und hergerissen. Also gerne gehe ich mal auf den Weihnachtsmarkt, aber es ist natürlich mit sehr viel Trubel verbunden. Manchmal ist auch die Musik nicht ganz so angemessen für das, was wir feiern.

domradio.de: Die Musik hat sich verändert. Das merkt man ja auch hier schon auf der Domplatte mit Verstärkern und an der Lautstärke. Ist es zu spitzfindig, wenn wir sagen, der Begriff "Weihnachtsmarkt" trifft daneben, wenn überhaupt muss man "Adventsmarkt" sagen?

Kleine: Also in Dresden zum Beispiel heißt es "Adventsmarkt". Das wäre der eigentliche Begriff, der noch einmal klar macht, in welcher Zeit wir uns befinden.

domradio.de: Also in der Vorbereitungszeit auf Weihnachten?

Kleine: Zur Einordnung: Weihnachten ist eben am Heiligen Abend. Dann gibt es für uns als Christen eine Weihnachtszeit. Die geht bis in den Januar hinein. Und jetzt ist die Vorbereitungszeit. Den Menschen ist das oft nicht mehr so bewusst.

domradio.de: Überall werden derzeit Bäume aufgestellt ...

Kleine: Wenn hier in Köln am 11.11. schon der Weihnachtsbaum auf dem Roncalliplatz aufgestellt wurde, dann kann man das auch verstehen, da sind ja auch Gefühle im Spiel, man wird bereits in Adventsstimmung versetzt. Das kann ich auch mittragen, wenn die Leute Weihnachten dann nicht überdrüssig werden.

 

Tausend Lichter leuchten auf dem Bahnhofsplatz #Köln, wo es #Silvester soviel Dunkel gab. Seien wir einander #Licht! pic.twitter.com/WNGtTZKoil

— Robert Kleine (@Stadtdechant) 18. November 2016

domradio.de: Was meinen Sie damit?

Kleine: Ich erlebe das leider so, dass in den Geschäften so viele Weihnachtslieder erklingen und so viel "Tanne" ist, dass viele Leute zwei Tage nach Weihnachten bereits den eigenen Baum aus der Wohnung schmeißen und auf Karneval umschalten. Eigentlich finde ich es schade: Es gibt für alles eine Zeit - Advent ist eigentlich eine Vorbereitungszeit. Aber genau so kann man die Weihnachtsmärkte ja auch betrachten und nutzen.

domradio.de: Helfen nicht auch die Weihnachtsmärkte den Kirchen dabei, dass sich die Menschen auf Weihnachten vorbereiten und daran erinnert werden? Müssen Kirchen nicht auch dankbar sein?

Kleine: Vielleicht helfen die Märkte da zu einem gewissen Prozentsatz. Aber es ist natürlich auch so: Leute wollen in der Kälte etwas Warmes trinken - deshalb sind die Getränke- und Essensstände die am meisten frequentiertesten. Es gibt sicherlich auch auf den meisten Weihnachtsmärkten Krippenfiguren, die an die Weihnachtsgeschichte erinnern, es gibt die Erinnerung daran, dass man sich zu Weihnachten etwas schenken kann. Man sollte halt über all das nicht vergessen, was das eigentliche Geschenk der Weihnacht ist. Dass nämlich Gott Mensch geworden ist und dass wir uns deshalb in der Tradition in der Weihnacht Geschenke überreichen. Dann mag das ganz sinnvoll sein.

Das Interview führte Daniel Hauser.


Msgr. Robert Kleine  (KNA)
Msgr. Robert Kleine / ( KNA )
Quelle:
DR