"Die Menschen haben Hunger nach Gott, nach dem Glauben, aber sie finden in unserer Liturgie und unseren Pfarreien keine Nahrung", sagte er am Freitagabend in Köln. In den Gemeinden brächen Kolping- oder katholische Frauengruppen nach und nach weg. Doch die Pfarrer in den immer größer werdenden Seelsorgeeinheiten bräuchten Unterstützer, die den Glauben vor Ort lebendig halten, so der Weihbischof.
In Deutschland seien inzwischen viele Menschen durch den Neokatechumenalen Weg zum Glauben geführt worden, sagte er bei einer Veranstaltung mit dem Initiator der 1964 gegründeten geistlichen Bewegung, dem spanischen Künstler Kiko Argüello (75). Das 2008 vom Vatikan offiziell anerkannte Neokatechumenat (von griechisch "Katechumenen" - "Getaufte") zielt darauf ab, kleine geistliche Gemeinschaften zu bilden. Ein fester Stamm von Menschen soll den Glauben leben und weiter tragen.
Argüello hob seine Dankbarkeit für Papst Benedikt hervor, der schon als Theologieprofessor den Neokatechumenalen Weg wohlwollend begleitet und später als Präfekt der Vatikanischen Glaubenskongregation überprüft und anerkannt habe. Er berichtete von der Tochter eines kommunistischen Funktionärs aus Ungarn, die sich kurz vor ihrem Krebstod vor wenigen Tagen habe taufen lassen im Sinne des Neokatechumenalen Wegs. "Es ist immer ein Geschenk, wenn ein Sünder sich bekehrt", so der 75-Jährige.
Weiter berichtete er von seiner ersten Audienz bei Papst Franziskus, bei der dieser sich "herrlich menschlich" gezeigt habe. "Ich sagte zu ihm 'Ich bin ein Sünder'. Da antwortete er 'Dann sind wir schon zwei'." Am 1. Februar werde es im Vatikan die erste Audienz für den Neokatechumenalen Weg geben. Dabei würden rund 200 Familien und 42 Missionare nach China entsandt, wo sie den Glauben unter die Menschen bringen sollen, sagte Argüello. "Man muss das Christentum aber auch in Europa verkündigen", unterstrich der Initiator. "Es ist wichtig, von einer bewahrenden Seelsorge zu einer evangelisierenden Seelsorge überzugehen."
Beeindruckende Erfahrungen
Kardinal Joachim Meisner dankte Argüello in einem Grußwort für sein "lebendiges Christus-Zeugnis". Er sei dem Neokatechumenalen Weg bereits 1980 als Erzbischof von Berlin begegnet. Auch in Köln, wo er seit Februar 1989 Erzbischof ist, habe er ähnlich beeindruckende Erfahrungen gemacht. Meisner hob vor allem die Bereitschaft der Neokatechumenen zur Gründung großer Familien hervor. Es gehe eine große Glaubenskraft von Eheleuten aus, die zehn Kinder in die Welt setzten, so der Kardinal.
Zu der Veranstaltung im Kölner Maternushaus waren rund 800 Menschen aus ganz Europa gekommen, darunter auch sieben Bischöfe. Neben Meisner nahmen auch der deutsche Kurienkardinal Paul Josef Cordes, der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer sowie der Bischof von Dresden-Meißen, Heiner Koch, teil.