Kölns Diözesanjugendseelsorger lädt zu Altenberger Licht ein

"Die Zeit ist reif"

Das Altenberger Licht ist die Lichtstafette des Friedens, die seit 1950 jährlich am 1. Mai im Altenberger Dom startet. Anlass war das Bedürfnis nach Versöhnung mit den Feinden des Zweiten Weltkriegs. Der Friedenswunsch bleibt aktuell.

Altenberger Dom / © Johannes Ziegler Photo (shutterstock)
Altenberger Dom / © Johannes Ziegler Photo ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Das Motto des Altenberger Lichts im Jahr 2024 lautet "Die Zeit ist reif". Was haben Sie sich bei dem Motto gedacht?

Pfarrer Tobias Schwaderlapp, Diözesanjugendseelsorger und Rektor der Jugendbildungsstätte Haus Altenberg / © Beatrice Tomasetti (DR)
Pfarrer Tobias Schwaderlapp, Diözesanjugendseelsorger und Rektor der Jugendbildungsstätte Haus Altenberg / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Dr. Tobias Schwaderlapp (Diözesanjugendseelsorger im Erzbistum Köln): In den letzten Jahren haben wir viele Krisen erlebt. Angefangen bei der Corona-Pandemie bis hin zu den ganzen Krisen danach. Darauf haben wir mit Mut machenden Parolen reagiert wie "Licht in Sicht" im Jahr 2023. Damit wollten wir die Leute aufbauen und ermutigen.

Für dieses Jahr haben wir uns zu Vorbereitung mit dem Initiativkreis im November 2023 getroffen. Bei den jungen Leuten, die das organisieren, stand stark das Bewusstsein im Raum, dass wir nicht immer weiter das kleine Herdfeuer anmachen können, um uns drum herum in kuscheliger Wohlfühlatmosphäre zu versammeln. Vielmehr haben wir als Christen einen Auftrag in der Welt und können nicht warten, bis die Welt wieder in Ordnung ist, um wieder tätig zu werden.

Deswegen sagen wir, dass Zeit zu handeln ist. Daher haben wir das Motto "Die Zeit ist reif" bewusst mit dem biblischen Untertitel "Jetzt ist die Zeit der Gnade" (2 Kor 6,2) versehen. Denn es ist nicht nur irgendwie eine Zeit, die verrinnt oder drängt oder sonst irgendwas. Denn die Perspektive, mit der wir auf diese Zeit blicken wollen, ist die Perspektive der Gnade. 

DOMRADIO.DE: Merkt man den Jugendlichen aus dem organisierenden Initiativkreis dieses Krisenhafte an?

Tobias Schwaderlapp

"Wir dürfen uns nicht ermüden lassen. Wir können nicht zusehen wie die Welt in Zeitlupe gegen die Wand fährt. Das kann nicht unsere christliche Haltung sein."

Schwaderlapp: Natürlich merke ich eine Belastung der Jugendlichen. In den sozialen Medien und den Nachrichten kommt eine Krisenmeldung nach der anderen. Zur Vorbereitung der Predigt habe ich selbst im Handy durch die sozialen Netzwerke und Nachrichtenseiten gescrollt. Es ist eine Meldung dramatischer als die andere. Das macht was mit uns. Allein der Ermüdungseffekt ist gefährlich, weil er zu Motivations- und Antriebslosigkeit führt.

Wir dürfen uns nicht ermüden lassen. Ermüdung führt dazu, dass wir resignieren, uns zurücklehnen, weil es sich eh nicht mehr ändern lässt. Wir können nicht zusehen, wie die Welt in Zeitlupe gegen die Wand fährt. Das kann nicht unsere christliche Haltung sein. Unsere christliche Haltung ist von der Hoffnung geprägt. Der Hoffnung, dass sich Engagement lohnt.

DOMRADIO.DE: Hoffnung ist ein großes Wort. Wäre das auch ein Signal, das in diesem Jahr vom Altenberger Licht ausgehen sollte?

Schwaderlapp: Es ist immer unsere Hoffnung, dass ein Signal vom Altenberger Licht ausgeht. Es ist ja auch ein Signal, das von jungen Leuten ausgeht. Ich bin nicht derjenige, der das Motto erfindet. Wir sitzen im Initiativkreis zusammen und überlegen uns, welche Botschaft unsere Welt, unsere Kirche und die jungen Leute in der Welt und in der Kirche brauchen.

Wenn die Leute am Ende des Altenberger Lichtes das Licht mit nach Hause nehmen und teilen, dann ist das eine Signalwirkung. Denn wer ein Licht anmacht, der hat die Hoffnung noch nicht verloren.

DOMRADIO.DE: Es geht nicht nur ein Signal in die Welt. Die Welt kommt auch zum Altenberger Licht. Was für Gruppe und Leute kommen da?

Schwaderlapp: Das ist in diesem Jahr besonders schön. Auf dem Weltjugendtagen ergeben sich immer Kontakte zwischen den Jugendlichen. Das war schon damals durch den Weltjugendtag in Köln so. Aber die Jugendlichen werden älter und gehören dann nicht mehr der Jugend an. Deswegen müssen wir immer wieder neue Kontakte suchen. In diesem Jahr haben wir zwei Anknüpfungspunkte.

Zum einen vom Weltjugendtag 2023 im portugiesischen Lissabon. Eine kleine Gruppe Jugendlicher aus Oberberg Süd hat den Kontakt zu einer Gruppe Portugiesen gehalten und sie zum Altenberger Licht eingeladen. Die kommen dieses Jahr. Das freut mich total.

Der zweite Anknüpfungspunkt ist der 70. Jahrestag der Partnerschaft des Erzbistums Köln mit dem Erzbistum Tokio. Auch aus Japan kommt eine Gruppe von 15 jungen Pfadfinderinnen und Pfadfindern eigens für das Altenberger Licht zu uns zu Gast. So haben wir in diesem Jahr Gäste vom westlichsten Rand Europas bis zum östlichsten Rand Asiens.

Tobias Schwaderlapp

"Wir sind Teil einer Weltkirche und das dürfen wir in solchen Momenten erleben."

DOMRADIO.DE: Was hoffen Sie, bringen die japanischen und portugiesischen Jugendlichen mit und was nehmen sie auch wieder mit in ihre Heimat?

Schwaderlapp: Meine Hoffnung ist, dass sich die Kontakte verstetigen und man sich gerne noch mal besucht. Ich hoffe, dass vielleicht ein paar von unseren Leuten Lust haben, Japan zu besuchen, weil sie sich denken, die waren cool, die besuche ich jetzt auch mal in Japan. Wir versuchen das hinzukriegen, mit einer Gruppe nach Tokio zu fahren und Japan kennenzulernen.

Wir sind Teil einer Weltkirche. Das dürfen wir in solchen Momenten erleben. Wir erleben, dass wir zusammengehören, dass wir eine Glaubensfamilie sind, selbst wenn wir uns nicht richtig kennen. Wenn sich dann irgendwie ein Kontakt ergibt, der sich erhält und uns ab und zu in Erinnerung ruft, wie groß, bunt und vielfältig diese Familie der Kirche ist, wäre einfach großartig.

Das Interview führte Alexander Foxius.

Information der Redaktion: DOMRADIO.DE überträgt am 30. April um 23.00 Uhr die Vigil mit Entzündung des Altenberger Lichts und am 1. Mai um 10.00 Uhr das Festhochamt mit Aussendung des Altenberger Lichts live.

Altenberger Licht

In jedem Jahr, am 1. Mai, treffen sich wieder tausende junge Christen in Altenberg. Im Dom der katholischen Jugend wird das ALTENBERGER LICHT entzündet, ein Zeichen des Friedens – des inneren Friedens im Herzen und des äußeren Friedens in der Welt. Von Altenberg aus nehmen viele junge Menschen das Licht mit in ihre Gemeinden und Gemeinschaften, in Deutschland und darüber hinaus zu unseren befreundeten Jugendgruppen in Europa.

Aussendungsfeier Altenberger Licht: Übergabe des Lichts / © Henning Martin Schoon (privat)
Aussendungsfeier Altenberger Licht: Übergabe des Lichts / © Henning Martin Schoon ( privat )
Quelle:
DR