Kölns Dombaumeister ist begeistert von Restaurierung Notre-Dames

"Notre-Dame kann uns zeigen, was schaffbar ist"

Kölns Dombaumeister Peter Füssenich hat es als Ehre empfunden, die Wiedereröffnung Notre-Dames miterleben zu dürfen. Die schnelle Restaurierung war möglich, weil viele Menschen gemeinsam dieses Ziel verfolgten, meint er.

Autor/in:
Katharina Geiger
Wiedereröffnung der Pariser Kathedrale Notre-Dame / © Ludovic Marin (dpa)
Wiedereröffnung der Pariser Kathedrale Notre-Dame / © Ludovic Marin ( dpa )

DOMRADIO.DE: Das war ein sehr emotionaler Festakt in Notre-Dame. Wie ging es Ihnen in der "neuen" Kathedrale? 

Der Lieblingsort von Dombaumeister Peter Füssenich ist der Vierungsturm. / © Beatrice Tomasetti (DR)
Der Lieblingsort von Dombaumeister Peter Füssenich ist der Vierungsturm. / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Peter Füssenich (Kölner Dombaumeister): Ich war völlig begeistert. Ich war Zeuge einer Wiedergeburt, könnte man sagen. Paris hat sein schlagendes Herz zurück. Notre-Dame ist eine der schönsten französischen Kathedralen. Es war ein wunderbares Ereignis, dabei sein zu dürfen. Das hat mich persönlich stolz und froh gemacht. Es war eine große Ehre. 

Peter Füssenich

"Ich war Zeuge einer Wiedergeburt, könnte man sagen. Paris hat sein schlagendes Herz zurück."

DOMRADIO.DE: Barbara Schock-Werner, die frühere Dombaumeisterin, hat von einer Kirche gesprochen, die in neuem Glanz erstrahlt. Der Schmutz sei runter. Wie sehr hat sich Notre-Dame verändert im Vergleich zur Zeit vor dem Großbrand? 

Füssenich: Die Kathedrale ist kaum wiederzuerkennen. Notre-Dame war vor dem Brand eine dunkle Kathedrale. Die Beleuchtung war nicht ideal, man hat diesen Innenraum kaum wahrgenommen, jetzt leuchtet er wieder. Es ist alles frisch angestrahlt und die ganzen Restaurierungsarbeiten sind weitgehend abgeschlossen, sodass Notre-Dame zu einem Glanz gekommen ist, den sie vorher gar nicht hatte. 

Der Pariser Erzbischof Laurent Ulrich zelebriert die Eröffnungsmesse / © Christophe Petit Tesson (dpa)
Der Pariser Erzbischof Laurent Ulrich zelebriert die Eröffnungsmesse / © Christophe Petit Tesson ( dpa )

DOMRADIO.DE: Die Fenster aus der Pariser Kathedrale sind bei Ihnen in der Glaswerkstatt der Kölner Dombauhütte restauriert worden. Das hat auch Bundespräsident Steinmeier vor Ort noch einmal ausdrücklich erwähnt. Haben Sie am Samstag genau geguckt, wie sich die vier Kölner Fenster im Gesamtkunstwerk Notre-Dame so machen? 

Füssenich: Selbstverständlich habe ich mir das angeguckt. Sie tragen zum großen Glanz der Kathedrale wieder bei. Dank der großzügigen Unterstützung von vielen Spenderinnen und Spendern der UNESCO in Deutschland, dem Land Nordrhein-Westfalen, konnte die Kölner Dombauhütte vier der großen Obergaden-Fenster restaurieren und dazu beitragen, dass Notre-Dame wieder dieser glänzende Stern sein darf. Das hat uns froh und stolz gemacht. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durften auch vor Ort sein, die Fenster wieder einbauen, sodass wir den Bau der Kathedrale immer wieder schrittweise verfolgen konnten. Auch das war ein einzigartiges Erlebnis.

Peter Füssenich

"Es waren in den letzten Wochen und Monaten über 1.000 Arbeiter auf der Baustelle, die das geschafft haben. Die Kölner Dombauhütte hat 85 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter."

DOMRADIO.DE: Wie haben Sie sich gefühlt unter all den prominenten Gästen aus Politik, Gesellschaft und Kirche? 

Füssenich: Es war natürlich ein großes Aufgebot von Prominenz und Politik. Aber zu Recht, denn Notre-Dame kann uns zeigen, was schaffbar ist, wenn Menschen an einem Ziel zusammenarbeiten. Auf die Politik übertragen, könnte das auch heißen: Setzt euch zusammen, nehmt euch Ziele. Und Frieden wäre sicher eines der großen Ziele, das die Welt gerade braucht. 

DOMRADIO.DE: Dass Notre-Dame in fünf Jahren wieder öffnen soll – so hatte es Staatschef Macron nach dem Brand angekündigt – das war ein ambitioniertes Ziel. Wäre das auch mit dem Kölner Dom so möglich?

Kölner Dombauhütte restauriert Notre-Dame-Fenster / © Oliver Berg (dpa)
Kölner Dombauhütte restauriert Notre-Dame-Fenster / © Oliver Berg ( dpa )

Füssenich: Notre-Dame hatte die Mittel und die Möglichkeiten, das in Rekordzeit was zu schaffen, wofür andere Jahrzehnte brauchen. Es waren in den letzten Wochen und Monaten über 1.000 Arbeiter auf der Baustelle, die das geschafft haben. Die Kölner Dombauhütte hat 85 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wir würden das in dieser Form nicht schaffen. Aber die finanziellen Möglichkeiten waren auch andere, es gab 800 Millionen Euro an Spenden für die Restaurierung von Notre-Dame. Zum Vergleich: Die Kölner Dombauhütte hat einen Jahresetat von acht Millionen Euro, das ist schon ein Unterschied.

Das Interview führte Katharina Geiger.

Schlüsseldaten zur "Jahrhundertbaustelle" Notre-Dame de Paris

Nach dem Brand von Notre-Dame hatte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron angekündigt, die weltberühmte Kathedrale innerhalb von fünf Jahren wiederaufzubauen. Auf der "Jahrhundertbaustelle" im Herzen von Paris ist das fast gelungen. Im Dezember 2024 steht die Wiedereröffnung an. Einige Eckdaten.

15. April 2019: Ein Feuer bricht auf dem Dach von Notre-Dame aus und zerstört Dächer und Dachstuhl, Teile der Gewölbe sowie den Vierungsturm.

Notre-Dame in Paris ist eines der berühmtesten Symbole der französischen Hauptstadt.  / © Sergii Figurnyi (shutterstock)
Notre-Dame in Paris ist eines der berühmtesten Symbole der französischen Hauptstadt. / © Sergii Figurnyi ( shutterstock )
Quelle:
DR