DOMRADIO.DE: Es ist ja nicht Ihre erste englische Hochzeit. Diesmal scheint es ein bisschen anders zu sein. Was ist denn alles anders?
Helmut Pathe (Königshaus-Experte): Ja, es ist etwas anders. Ein Unterschied ist: Heute ist Samstag und an einem Samstag wird normalerweise im englischen Königshaus nicht geheiratet. Die Briten sind deswegen ein bisschen traurig. Denn zur Hochzeit von Kate und William an einem Freitag und auch bei Charles und Diana an einem Mittwoch gab es einen zusätzlichen freien Tag. Das ist doch etwas, was man gerne in Anspruch nimmt. Immerhin sind heute die Pubs eine Stunde länger geöffnet – als kleinen Ausgleich.
DOMRADIO.DE: Ist das denn Kalkül? Ich kann mir vorstellen, dass es schwierig ist, in einem königlichen Terminkalender einen passenden Tag zu finden.
Pathe: Auf jeden Fall. Schon am Montag hat die Queen ihren nächsten Termin, das geht Schlag auf Schlag. Man hat das wohl bewusst gemacht, weil die Hochzeit sich deutlich von der Hochzeit von Kate und William unterscheiden sollte. Harry ist ja jetzt nur noch der Sechste der Thronfolge: Charles, William und die drei Kinder von William und Kate stehen vor ihm in der Thronfolge.
DOMRADIO.DE: Ist das auch der Grund, warum gar nicht so viele Leute eingeladen sind? Es sollen ja nur etwa 600 Gäste sein.
Pathe: Ja, in die St.-Georgs-Kapelle passen auch nur etwa 600 Menschen rein. Sie wird proppenvoll sein. Der deutliche Unterschied ist aber auch gewollt, weil Harry eben kein Thronfolger ist. Und das will man schon durch solche Kleinigkeiten deutlich machen.
DOMRADIO.DE: Sind die anderen Königshäusern nicht beleidigt, wenn sie nicht eingeladen worden sind?
Pathe: Nein, das nicht. Da wird ja auf Protokoll geachtet und das Protokoll sagt: Henry ist nur der sechste in der Thronfolge – wenn auch von dem wichtigsten Königshaus, was wir noch auf der Welt haben. Da schickt man sich Glückwünsche, aber auch keine Geschenke. Die haben sich die beiden nämlich verbeten. Stattdessen wünschen sie sich Spenden für sieben verschiedene Wohltätigkeitsorganisationen.
DOMRADIO.DE: Man könnte ja meinen, dass es vielleicht auch daran liegt, dass der Prinz eine geschiedene amerikanische Schauspielerin heiratet, die zunächst noch nicht einmal getauft war. Vielleicht gilt das auch als peinlich und sie laden deshalb so wenige Menschen ein?
Pathe: Nein, peinlich ist es ihnen überhaupt nicht. Meghan Markle ist eine ganz patente Person. Natürlich: Als die Queen das erste Mal gehört hat, dass einer ihrer liebsten Enkel – nämlich Harry – sich mit einer geschiedenen Amerikanerin zusammen getan hat, werden sich Erinnerungen an den Onkel von der Queen geweckt worden sein, der ja wegen einer geschiedenen Amerikanerin auf den Thron verzichtet hat. Zwischenzeitlich hat die Queen Meghan auch zum Tee getroffen. Und die haben sich wohl sehr gut verstanden. Und das ist natürlich ganz entscheidend, dass man sich dann mit der Oma des Bräutigams gut versteht.
DOMRADIO.DE: Jetzt schreiben wir das Jahr 2018 und es werden kurzerhand Millionen ausgegeben für eine Hochzeit. Ist das noch angemessen oder gibt es da nicht auch unheimlich viel Kritik?
Pathe: Ja, da gibt es natürlich Kritik. Aber es gibt Schätzungen, dass diese Hochzeit so an die 500 Millionen Pfund in die britische Wirtschaft pumpen wird. Aber eins möchte ich auch sagen, weil man so über die Probleme gesprochen hat. Meghan ist ja geschieden und sie heiratet nun anglikanisch. Der oberste Geistliche der Anglikaner, Bischof Welby, wird die Trauung vollziehen. Der Dean von Windsor leitet den Gottesdienst. Dabei ist das Ehe-Verständnis der anglikanischen Kirche durchaus mit der katholischen Kirche vergleichbar. Aber man macht auch Ausnahmen und Justin Welby, der Erzbischof von Canterbury, ist selbst ein Scheidungskind und hat wohl gesehen, dass hier zwei einfach zueinander finden, die zueinander gehören und von daher wird die Trauung sehr ordentlich in einem anglikanischen Ritus vollzogen.
Vor allem junge Leute werden vielleicht sagen, dass es doch gar nicht so schlecht ist, kirchlich zu heiraten. Das macht was her. Und dann gehen sie zu ihrem Pfarrer und sagen: Wir wollen so heiraten wie Meghan und Harry. Ich möchte alle Pfarrer dazu einladen, mit künftigen Brautleuten eine Form zu finden, dass sie sich auch in die katholische Trauungszeremonie einfinden können. Und wenn da Elemente drin sind, die bisher nicht so vorgesehen sind, dann kann jeder Geistliche das so formen, dass es eine Liturgie wird, die angemessen ist. Und dazu möchte ich eigentlich alle ermuntern, die an der Stelle Verantwortung tragen.
Das Gespräch führte Andreas Lange.