Seligsprechungsprozess eines deutschen Arztes

Koffer nach Rom

Friedrich Joseph Haass wird schon lange als "Heiliger Doktor von Moskau" verehrt. Sein Seligsprechungsprozess ging am Sonntag in eine entscheidende Runde. Prälat Moll, mit Seligsprechungen vertraut, über die Hintergründe.  

Friedrich Joseph Haass im Porträt / © Thomas Arzner (KNA)
Friedrich Joseph Haass im Porträt / © Thomas Arzner ( KNA )

DOMRADIO.DE: Sie sind der Vizepostulator im Seligsprechungsprozess von Friedrich Joseph Haass. Was ist da genau Ihre Aufgabe?

Prälat Helmut Moll (Beauftragter des Erzbistums Köln für die Selig- und Heiligsprechungen): Zunächst war ich sogar Postulator, weil Kardinal Meisner das Verfahren offiziell eröffnet und mich zum Postulator ernannt hat. Ich habe diese Aufgabe dann zehn Jahre wahrgenommen, bis sich zeigte, dass die Erinnerungszeichen an Haass in Moskau viel lebendiger sind als hier bei uns im Erzbistum Köln. So wurde das Verfahren von Köln nach Moskau transferiert und seitdem ist Moskau zuständig für den weiteren Verlauf des Seligsprechungsverfahrens.

DOMRADIO.DE: Das heißt als Postulator oder Vizepostulator begleiten Sie den Prozess.

Prälat Moll: Ich bin sogar der eigentliche Ansprechpartner. Der Bischof tritt ein wenig zurück und überlässt dem Postulator das gesamte Verfahren. Er ist verantwortlich, dass das Verfahren auch gut zu Ende geht.

DOMRADIO.DE: Was macht das Leben und Wirken von Friedrich Joseph Haass seligsprechungswürdig?

Prälat Moll: Noch heute sprechen die Russen von ihrem großen "Heiligen Doktor von Moskau", weil er ihre Vorfahren, die sich noch immer in den nächsten Generationen widerspiegeln, unentgeltlich behandelt hat. Er war der Arzt der Armen. Er hat die Leute in seinem Krankenhaus, der Haassovka, unentgeltlich aufgenommen; hat ihnen Speise und Trank gegeben und weder auf Geld noch Ansehen geschaut. Sondern er hat alle behandelt, die krank waren und der Hilfe bedürfen. Ferner hat er die Menschen, die nach Sibirien deportiert werden sollten, mit der Heiligen Schrift versehen und hat ihnen zugleich Mut zugesprochen, dass sie am Ende nicht einfach dahinsterben, sondern dass sie die Hoffnung nie verlieren, ewiges Leben zu bekommen.

DOMRADIO.DE: Am vergangenen Sonntag wurde die erste Phase des kirchenamtlichen Verfahrens in Moskau feierlich abgeschlossen. Was ist in dieser ersten Phase untersucht worden?

Prälat Moll: In dieser Phase wurden alle Schriften von Friedrich Joseph Haass geprüft. Er hat medizinische und auch religiöse Schriften herausgegeben. Wir haben persönliche Briefe von Haas. Die mussten zunächst einmal alle in den Archiven von Moskau gefunden und dann entsprechend ausgewertet werden, ob sie auch mit dem Lehramt der Kirche in Übereinstimmung stehen. Zweitens wurden Personen befragt, die noch etwas von Friedrich Joseph Haass über ihre Familien, über ihre Vorfahren wissen. Die sind alle befragt worden mit einem Katalog von über 30 Fragen, ob er die heroischen Tugenden gelebt hat: Glaube, Hoffnung und Liebe. Ob er die Kardinaltugenden gelebt hat, ob er die vom Evangelium kommenden Tugenden gelebt hat. Und schließlich ist alles zusammengetragen worden, was wir aus der Zeit des 19. Jahrhunderts wissen, sodass schließlich mehrere Koffer heute nach Rom gehen.

DOMRADIO.DE: Dort wird die Fortsetzung des Seligsprechungsprozesses erfolgen. Was geschieht da?

Prälat Moll: In Rom werden die Koffer mit den ganzen Unterlagen mit der Diplomatenpost heute ankommen. Sie gehen direkt an die Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungen, die schon darauf wartet. Dann werden die Dokumente geöffnet und geprüft, ob diese übersendeten Dokumente vollständig sind und ob sie ausreichen, um das Apostolische Verfahren zu führen. Wenn das geschieht, dann wird ein Postulator für die Causa in Rom ernannt und zugleich einer, der dann ein Lebensbild über Haas fertigt. Und am Ende bedarf es auch eines Wunders, weil er als Bekenner gestorben ist.

DOMRADIO.DE: Wie lange, denken sie, wird es noch bis zur Seligsprechung dauern?

Prälat Moll: Das möchte ich als Vizepostulator nicht eindeutig entscheiden. Da müssen wir viel Geduld haben. Es ist zwar gesagt worden, dass sich eventuell ein Wunder ereignet hätte. Aber dieses Wunder muss dann von den medizinischen Konsultoren geprüft werden, ob es wirklich ein miraculum (lat. Wunder) ist, wo die Heilung von der Krankheit vollständig, rasch und dauerhaft vollzogen worden ist.

DOMRADIO.DE: Das Erzbistum Köln unterstützt die Seligsprechung von Friedrich Joseph Haass. Wie bewerten Sie den bisherigen Verlauf?

Prälat Moll: Ich komme ja aus der Nähe von Bad Münstereifel und deshalb ist es mir schon aus Gründen meiner eigenen Heimat wichtig, dass eine solche Person zur Ehre der Altäre erhoben werden wird. Zweitens ist es ein Laie: Wir haben schon tausende von Priestern und Ordensleuten. Wir müssen heute auch Laien zur Ehre der Altäre erheben, weil die Menschen sagen, dass diese Personen, die eben auf ihre Weise mitten im Leben standen und vorbildlich gelebt haben, auch einmal selig oder heilig gesprochen werden sollen.

 

Prälat Helmut Moll / © Sabine Kleyboldt (KNA)
Prälat Helmut Moll / © Sabine Kleyboldt ( KNA )
Quelle:
DR