DOMRADIO.DE: Ferienfreizeiten leiten ist kein Ferienjob, bei dem man schön Geld verdienen kann. Das ist ein Ehrenamt. Warum machen Sie das schon so lange, Herr Olligschläger?
Stefan Olligschläger (Betreuer der Kolpingjugend Hürth): Weil es unglaublich viel Spaß macht. Im Team planen wir Fahrten, gestalten Programme und erleben mit den Kindern viel, was zusammenschweißt. Es ist schön, diese Gemeinschaft zu spüren. Das gibt einem unglaublich viel. Das ist es mir wert, meine Freizeit hineinzustecken.
DOMRADIO.DE: Herr Wimmer, Sie sind noch nicht ganz so lange dabei. Sie haben eine Teamer-Schulung gemacht, wie alle, die bei diesen Freizeiten als Begleitpersonal mitfahren. Wie sind Sie darauf gekommen?
Kristian Wimmer (Betreuer der Kolpingjugend Hürth): Seit der Kommunion war ich Messdiener. Mit der Firmung gab es dann die Möglichkeit für eine Leiterschulung beim Kolpingwerk. So habe ich Kolping besser kennengelernt. Ich wollte nicht unbedingt Kinder betreuen oder irgendwas Besonderes erleben, ich dachte, dass ich das einfach mal ausprobieren würde. Bei meiner ersten Fahrt fand ich das so gut, dass ich auch die weiteren Jahre gerne wieder mitgefahren bin.

DOMRADIO.DE: In diesem Sommer geht eine Fahrt in die Eifel. Eine weitere geht in den Süden und wieder eine andere Fahrt geht mit einem Segelboot aufs IJsselmeer in den Niederlanden. Das sind alles attraktive Ziele. Dürft ihr vorher schon zu diesen Orten reisen, um sie auszukundschaften und vorzubereiten? Oder macht man das heute alles digital?
Olligschläger: Wir versuchen schon mit dem Team für ein Planungswochenende dorthin zu fahren. Wenn es in die Eifel geht, ist das auch möglich. Bei weiter entfernten Zielen wie Spanien oder dem IJsselmeer ist eine Vorbesichtigung leider nicht möglich. Aber gerade beim IJsselmeer haben wir ein erfahrenes Team mit Menschen, die in ihrer Freizeit schon häufig dort waren und sich auskennen.
DOMRADIO.DE: Gibt es für euch, obwohl ihr da so viel Arbeit reinsteckt, auch Ferien, wenn ihr da mitfahrt?
Wimmer: Es sind auch Ferien. Man sammelt wertvolle Erfahrungen und unvergessliche Erinnerungen. Natürlich zehrt das stark an den Energiereserven, wenn man jeden Abend schaut, dass alle Kinder im Bett sind und man abends den nächsten Tag planen muss, aber die Erinnerungen lohnen sich.
DOMRADIO.DE: Beim Segeln auf dem IJsselmeer ist das Programm vorgegeben, aber macht ihr auch so Sachen, wie Beten, Meditieren oder Fantasie-Reisen?
Olligschläger: Das kommt immer auf die Zusammensetzung im Team an. Wenn wir Teamer dabei haben, die Lust darauf haben, spirituelle Impulse zu setzen, machen wir das. Wenn keiner da ist, der sich das zutraut, dann lassen wir das bleiben. Wir zwingen uns zu nichts. Bei uns steht immer das Gemeinschaftsgefühl in Vertretung der christlichen Werte im Vordergrund.
DOMRADIO.DE: Was motiviert Sie, Ihre Freizeit für Kinder und Jugendliche zu opfern?
Olligschläger: Ich mache das schon lange und ich will das auch nicht aufgeben. Ich genieße es, wegzufahren und ein Teil davon zu sein, wie die jungen Menschen heranwachsen. Wir haben viele Teilnehmer, die seit Jahren mitfahren und Freunde geworden sind. Ich bin auch ein Teil davon geworden und kann die Menschen beim Erwachsenwerden begleiten.
DOMRADIO.DE: Welche Geschichten sind Ihnen besonders im Kopf geblieben?
Olligschläger: Ich weiß gar nicht, ob ich das auf eine einzelne Geschichte herunterbrechen will. Was mir Motivation gibt, weiterzumachen, ist dieses Zugehörigkeitsgefühl. Wenn man dann irgendwie müde von der Fahrt nach Hause kommt, macht sich dieses glückliche Gefühl in der Brust breit.
Wimmer: Wenn man dann nach der Fahrt zu Hause ist, fehlt auch etwas. Wenn man tage- oder wochenlang laute Kinderstimmen um sich herum hatte, ist die Stille der eigenen Wohnung ein sehr ungewohntes Gefühl.
Olligschläger: Man muss es auch erstmal wieder ertragen können, wenn die Kinder plötzlich weg sind. Das geht meistens sehr schnell. Nach einer kurzen Umarmung sind die Kinder schon wieder verschwunden.
DOMRADIO.DE: Gibt es Heimweh-Erfahrungen?
Olligschläger: Natürlich, Heimweh gibt es immer. Meistens dann, wenn die Eltern sich nach dem Kind sehnen und abends anrufen. Das haben wir meistens gelöst bekommen. Ich sage den Eltern immer: Ihrem Kind geht es gut, wenn Sie nichts von ihm hören.
Das Interview führte Uta Vorbrodt.