Kommentar zur Vatikan-Erklärung über Menschenwürde

Maria war keine Leihmutter

Der Vatikan hat eine neue Erklärung zur Menschenwürde veröffentlicht. Im moralischen Leitfaden geht es von A, wie Abtreibung, über Krieg und Todesstrafe bis Z, zur Zerstörung der Umwelt. Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen kommentiert.

Ingo Brüggenjürgen / © Harald Oppitz (KNA)
Ingo Brüggenjürgen / © Harald Oppitz ( KNA )

Das Wichtigste gehört an den Anfang - also: Es ist gut und richtig, dass sich die katholische Kirche für die Menschenwürde stark macht. Der Papst verurteilt die Ausbeutung von Arbeitern, den Menschenhandel, die Zerstörung der Umwelt, den sexuellen Missbrauch, den Krieg und die Todesstrafe. Ich finde das alles gut - richtig gut!  

Noch mehr Nachdruck bekäme das jüngste Papier, wenn z.B. die gleichen Rechte der Frauen nicht nur in der Gesellschaft, sondern auch in meiner Kirche selber mehr beachtet würden. In dem Papier steht wörtlich: "...selbst in den am weitesten entwickelten und demokratischen Ländern zeugt die konkrete soziale Realität davon, dass Frauen oft nicht die gleiche Würde zuerkannt wird wie Männern!" Und wie sieht es mit der konkreten Realität in der katholischen Kirche aus? Hier gelten die göttlichen Gesetze: Maria wurde durch Gott von der Erbsünde befreit. Maria empfing vom Heiligen Geist. Maria war und ist Jungfrau. Maria ist dennoch Mutter des Gottessohnes - aber doch bitte nicht Leihmutter - oder? Wer die göttlichen Geheimnisse niemals abschließend erklären kann, der sollte zumindest seine irdischen Möglichkeiten nicht aus den Augen verlieren. Die katholischen Frauen im Land fordern seit Jahren ihre Rechte ein. Wer den Splitter im Auge von Staat und Gesellschaft sieht, der darf den Balken im eigenen kirchlichen Auge nicht vergessen!

Ingo Brüggenjürgen

Chefredakteur DOMRADIO.DE

Quelle:
DR