Konferenz der deutschen Autobahnkirchen-Betreiber

Rastplätze für die Seele

42 Autobahnkirchen gibt es an deutschen Autobahnen, in denen man beten, abschalten oder sich besinnen kann - und jährlich eine Konferenz der Betreiber. Pfarrer Michael Otto berichtet bei domradio.de vom Alltag in einer Autobahnkirche.

Hinweisschild auf Autobahnkirche Vlotho-Exter / © Oliver Krato (dpa)
Hinweisschild auf Autobahnkirche Vlotho-Exter / © Oliver Krato ( dpa )

domradio.de: Was besprechen Sie denn generell bei einer Autobahnkirchenkonferenz?

Pfarrer Michael Otto (Evangelische Autobahnkirchen Ruhr): Alles, was anliegt. Der Schwerpunkt liegt auf den Berichten der einzelnen Autobahnkirchen, dann geht es mit dem Tagesgeschäft weiter und schließlich gibt es meistens noch einen theologisch, wissenschaftlichen Input - meistens von einem Professor oder Doktor. Diesmal war ein Doktorand von der Ruhr-Universität in Bochum zu Gast, der die "Sakralisierung der Stille" thematisiert hat.

domradio.de: Gibt es denn für jede Autobahnkirche einen zuständigen Pfarrer?

Otto: Nicht unbedingt, die sind ganz verschieden konzipiert. Es gibt ganz kleine Kapellen, die von Auto-Raststätten oder auch privat betrieben werden. Die sind meistens nicht Gemeinde-angebunden und haben auch keinen Pfarrer. Es gibt aber auch viele Gemeindekirchen, die an den großen und kleinen Autobahnen liegen und die haben dann meistens auch einen zuständigen Pfarrer, die hier vertreten sind.

domradio.de: Gibt es regionale Unterschiede in der Akzeptanz des Angebots "Autobahnkirche"?

Otto: Regional würde ich in der Weise definieren, dass man schauen muss, was das für Autobahnen sind: Sind es Urlauberstrecken in touristische Gebiete hinein oder, wie hier in Bochum-Hamme, da sind wir an einer Pendler-Strecke. Man fährt also morgens zur Arbeit und abends von der Arbeit wieder nach Hause. Das sind die Hauptunterschiede.

domradio.de: Da könnte man ja sagen, dass diejenigen, die jeden Morgen zur Arbeit fahren, auch immer mal kurz ein kleines Stoßgebet schicken könnten, um heil anzukommen. Andererseits sind die Fahrerinnen und Fahrer sicher auch in Eile, oder?

Otto: Genau. Das wird wohl das Hauptproblem sein, dass man morgens nicht unbedingt noch zehn Minuten übrig hat, denn es dauert ja schon ein paar Minuten bis man von der Abfahrt runter und in der Kirche drin ist, dann seine Zeit dort verbringt und wieder auffährt. An unserem Standort sind das mindestens 15 Minuten mehr Zeitaufwand. Es ist eher so, dass die Menschen am Abend nach der Arbeit kommen. Zwischen 16-18 Uhr ist so eine kleine Spitze. Wir haben insgesamt wegen der Pendlerstrecke weniger Zulauf, aber diesen kleinen Peak kann man beobachten.

domradio.de: Was haben Sie als Pastor denn für Aufgaben in Bezug auf Ihre Autobahnkirche?

Otto: Im Grunde nur die Organisation der Kirche als Autobahnkirche. Ich bin also nicht, wie man sich das vorstellen könnte, dort jeden Tag präsent, sondern höchsten dann, wenn sich bestimmte Vorfälle wie Unfälle ereignen oder man speziell angerufen wird. Sonst ist die Präsenz als Pastor für mich nicht unbedingt gegeben, aber wir haben natürlich ehrenamtliche Mitarbeiter, die auch zeitweise die Autobahnkirche betreuen. 

domradio.de: Jetzt haben Sie zwei Tage mit mehr als 30 Menschen getagt und haben sich auch ausgetauscht. Was waren denn die drängendsten Themen in Sachen Autobahnkirchen?

Otto: Das eine war die Vorstellung einer neuen Autobahnkirchen-Idee in der Schweiz. Es gibt die Autobahnkirchen ja meistens in Deutschland, aber auch in die Nachbarländer schwappt das über. Die Schweizer haben ihr angedachtes Projekt vorgestellt, dass eine Autobahnkirche in einem Tal vorsieht, dass durch eine Autobahn durchschnitten wird. Die Ausschilderung der Autobahnkirchen ist immer ein Thema, denn die ist mehr oder weniger länderweit geregelt und da haben wir ganz unterschiedliche Situationen in Bayern oder Nordrhein-Westfalen. Das muss immer wieder diskutiert werden.

domradio.de: Das heißt, in Bayern stehen ganz dicke Schilder, die auf die Autobahnkirche hinweisen und in Nordrhein-Westfalen nicht?

Otto: So könnte man das ganz schlicht auch ausdrücken. In Nordrhein-Westfalen ist es in der Tat etwas schwierig. Die Schilderdichte ist hier aber auch extrem. Von daher kann man es auch verstehen, wenn hier nicht noch zusätzliche Schilder aufgestellt werden. In Bayern hat man diesbezüglich scheinbar von den Landesbehörden her einen besseren Bezug.

domradio.de: Haben Sie eigentlich auch mit Vandalismus zu tun?

Otto: Ganz verschieden. Insgesamt gesehen hält es sich in Grenzen. Wir hatten vor sechs Wochen, Ende Januar, wieder einen Einbruch, bei dem vier Türen eingeschlagen wurden. Aber zum Glück wurde nichts gestohlen. Deshalb fragt man sich, warum überhaupt eingebrochen wurde. Das kommt glücklicherweise nur sehr selten vor. Das Risiko trägt die Gemeinde, die das Kirchengebäude unterhält.

Das Interview führte Uta Vorbrodt.


Quelle:
DR