Kongolesische Bischöfe fordern Übergangsregierung

Einer "Katastrophe" vorbeugen

Aufgrund der gewaltsamen Spannungen um die Wahlen in der Demokratischen Republik Kongo ist die katholische Kirche in dem zentralafrikanischen Land in großer Sorge. Bei einer Europareise warb eine Bischofsdelegation um mehr Hilfe von außen.

Autor/in:
Albert Steuer
Frauen im Kongo / © mindjazz pictures
Frauen im Kongo / © mindjazz pictures

Seine Landsleute, vor allem die junge Generation, mahnten Erzbischof Marcel Utembi Tapa (Kisangani), der Vorsitzende der Kongolesischen Bischofskonferenz (CENCO), und Bischof Fidèle Nsielele Zi Mputui (Kisantu), der Vorsitzende der nationalen Kommission Justitia et Pax, wollten eine Alternative zur gegenwärtigen Regierung unter dem seit 2001 amtierenden Präsidenten Joseph Kabila (45). Viele Menschen seien angesichts der wirtschaftlichen und sozialen "Misere" im zweitgrößten Flächenstaat Afrikas "zu allem bereit". Die Stimmung in der Demokratischen Republik Kongo sei "explosiv", warnten beide Bischöfe Ende voriger Woche beim Hintergrundgespräch in Berlin.

"Übergangsregierung nötig"

Die ursprünglich noch für dieses Jahr zugesagten - inzwischen offenbar aber auf 2017 verschobenen - Präsidentschafts- und Parlamentswahlen müssen nach den Worten beider Bischöfe durchgeführt werden. Zumindest müsse es in naher Zukunft eine "Übergangsregierung"geben, die sich diesem Ziel verpflichtet wisse. Von der EU und den europäischen Ländern, gerade auch von Deutschland, erwarten sie mehr entschiedenes Engagement für die Stabilisierung des Demokratieprozesses im Kongo, damit einer "Katastrophe", die sich "bereits abzeichnet", präventiv vorgebeugt werde.

Diese Einschätzung vertrat auch Pfarrer Clément Makiobo, Generalsekretär der gemeinsamen "Justitia et Pax"-Komission der Bischofskonferenzen von Burundi, der DR Kongo und Ruanda. Als Bürger träten die Bischöfe für das Recht auf Teilhabe der Menschen am künftigen Weg der Gesellschaft ein. Dabei gehe es um Respekt vor der Demokratie und Achtung der Menschenrechte, um Werte also, die auch für die EU bedeutsam seien.

"Kontakt zum Volk"

Die katholische Kirche, zu der sich etwa die Hälfte der 80 Millionen Einwohner der DR Kongo in den 47 über das gesamte Land verteilten Bistümern bekenne, spiele in der Gesellschaft eine wichtige Rolle, und sie stehe vor allem "im Kontakt mit der Basis", betonte der CENCO-Vorsitzende. Mit ihrer Reise zur EU in Brüssel und in wichtige Länder in Europa, so Erzbischof Tapa, wolle die Delegation die Sorge der Kirche über die "Misere im Land" darlegen und den Anliegen der großen Mehrheit des Volkes Gehör verschaffen. Von Europa erwarten er und seine Amtsbrüder ein Vorgehen auf diplomatischer, wirtschaftlicher und politischer Ebene - etwa auch "mit gezielten Sanktionen" - gegen all jene, die im Kongo den Wahlprozess blockieren.

Weil die Machthaber um Kabila im "Nationalen Dialog" offenkundig auf Zeit spielten und wichtige Kräfte der Opposition, vor allem das Bündnis "Le Rassemblement" um Etienne Tshisekedi, der im Volk großes Vertrauen genieße, bislang nicht beteiligt seien, habe die Kirche ihre Teilnahme offiziell ausgesetzt, um "inklusive Gespräche" zu erreichen. Dies bedeute aber nicht, dass die Bischöfe nicht hinter den Kulissen den Kontakt zu allen maßgeblichen Kräften suchten, um einen Ausweg aus der Krise des Landes anzubahnen.

Vermittler benötigt 

Gehörte die DR Kongo bei ihrer Unabhängigkeit von Belgien 1960 aufgrund ihrer Rohstoffe (Diamanten, Gold, Kupfer, Coltan) zu den reichsten Nationen Afrikas, so zählt sie heute zu den ärmsten Ländern. Zwischen 70 und 80 Prozent der Einwohner, die sich auf mehr als 200 Ethnien verteilen, leben in Armut, ohne Zugang zu ausreichender Ernährung, medizinischer Betreuung und Bildung.

Die Zahl der (Binnen-)Flüchtlinge aufgrund der Bürgerkriege und der vor allem im Osten anhaltenden Gewalt durch bewaffnete Gruppen, der weder die Armee noch die Truppen der UN-Mission MONUC Einhalt gebieten könnten, so die Bischöfe, könne nur geschätzt werden.

Pfarrer Makiobo denkt daher nicht nur an finanzielle und personelle Unterstützung aus Europa, um den Demokratieprozess abzusichern, sondern gegebenenfalls auch an einen äußeren Vermittler, wie etwa den früheren UN-Generalsekretär Kofi Annan, und an zusätzliche internationale Truppen zur Gewährleistung der Sicherheit für die Zivilbevölkerung.

"Die Verfassung achten"

Der Kirche, bekräftigte Tapa, gehe es nicht um eine bestimmte Partei oder Person. Maßgeblich sei für sie die Verfassung, die bestimmte Amtszeiten für politische Positionen festschreibe. Das Volk wolle einen Wechsel. Und das Mandat des zweimal wiedergewählten Kabila ende gemäß der Verfassung am 19. Dezember.


Quelle:
KNA