Alle Welt redet von Klimawandel und Energiekrise; Gas und Strom sind teuer. Das fordert ein schnelles Umdenken in allen Haushalten, auch den kirchlichen. Sie kämpfen zudem mit hohen Austrittszahlen.
Komplexe Probleme, die sich im Begriff "nachhaltiges Wirtschaften" bündeln. Mit alledem beschäftigte sich am Mittwoch in Stuttgart ein Kongress der Diözese Rottenburg-Stuttgart und dem Institut für interdisziplinäre Forschung, einer Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft (FEST).
Nachhaltigkeit ist die neue Profitabilität
Die etwas mehr als 60 Teilnehmenden von "Glaubhaft handeln - Die unternehmerische Verantwortung der Kirchen für die sozial-ökologische Zukunftsgestaltung" hörten eine Menge zu Themen wie Klimaschutz, ethisches Investment und kirchlichen Transformationsprozess. Sie lernten, dass Nachhaltigkeit weit mehr ist als bloßer Klimaschutz und sowohl beim Bauen wie im Management keinen zusätzlichen Kostenfaktor darstelle, sondern sich auch wirtschaftlich lohne.
Der Münchner Betriebswirtschaftler und Sozialethiker Rene Schmidpeter fasste zusammen: "Nachhaltigkeit ist die neue Profitabilität." Es sei erwiesen, dass nachhaltige Firmen erfolgreicher seien und besser durch Krisen kämen. Entscheider orientierten sich vermehrt an Werten. Das bringe den Kirchen einen Vorteil, den sie nutzen sollten.
Zur Beschreibung des Voranschreitens in Richtung Nachhaltigkeit und des "Epochenumbruch" am Übergang von der industriellen in die nachhaltige Wissensgesellschaft bemühte er ein eindrückliches Bild: "Man braucht im Auto eine Bremse, um schneller zu fahren." Wäre keine Bremse am Auto, würde man viel langsamer tuckern, weil man viel vorsichtiger wäre.
Vorbildfunktion der Kirche beim Klimaschutz
Fahrt nehmen auch die Bemühungen der katholischen Bistümer auf: Der für die Deutsche Bischofskonferenz arbeitende Volkswirtschaftler Christoph Schinke erläuterte deren Nachhaltigkeitsstrategien, den ersten Klima- und Umweltschutzbericht 2021 und dass alles auf die Umweltenzyklika "Laudato si" von Papst Franziskus aus dem Jahr 2015 zurückgehe. Er betonte die Vorbildfunktion, die Kirche auch beim Klimaschutz habe. Er sei gelebter Schöpfungsglaube und gehöre ins Zentrum kirchlichen Handelns.
Die Kirchenkrise und den damit verbundenen Schrumpfungsprozess einerseits und Investitionen in Nachhaltigkeit andererseits bezeichnete Schinke als "riesige Herausforderungen". Es gehe um Investitionen in unsicheren Zeiten.
Die nahm David Gutmann in den Blick. Damit die Kirchen attraktiver würden, müssten einzelne Gruppen gezielt angesprochen werden, erklärte der Leiter des Freiburger Kompetenzzentrums Kirchenmitgliedschaft und Kirchensteuer. Hilfreich sei, die statistischen Daten von Taufen und Bestattungen genau zu analysieren.
Es hapert am Marketing bei den Kirchen
Auch am Marketing hapere es bei den Kirchen: Sie seien zwar in vielen gesellschaftlichen Feldern aktiv. Doch wahrgenommen würden sie nur schlecht. Es gelte zu beherzigen: "Tue Gutes und rede darüber."
Das tat Kongress-Mitorganisatorin Stefanie Oeben vom Bistum Rottenburg-Stuttgart. Die Expertin für nachhaltiges und soziales Wirtschaften informierte die Teilnehmenden, dass der Kongress klimaneutral sein soll. Damit bei der Klimastiftung Baden-Württemberg ein Ausgleich gezahlt werden könne, sollte jeder die Art und Länge seiner Anfahrt notieren.
Zudem habe man, so Oeben, für die Veranstaltung kein Extra-Infomaterial gedruckt oder Kugelschreiber hergestellt; die ausliegenden Kulis seien Fehldrucke der Katholischen Landvolkbewegung. Oeben: "Die Telefonnummer stimmt nicht - aber sie schreiben hervorragend."