Konrad-Adenauer Stiftung zum europäischen Trauerakt für Kohl

"Ein großes Zeichen"

Neben dem europäischen Trauerakt in Straßburg wird es keinen Staatsakt für Helmut Kohl in Deutschland geben. Der Vorsitzender der Konrad-Adenauer Stiftung, Hans-Gert Pöttering, findet die Entscheidung richtig.

Trauer um Helmut Kohl / © Uwe Ansbach (dpa)
Trauer um Helmut Kohl / © Uwe Ansbach ( dpa )

domradio.de: Der europäische Trauerakt findet zum ersten Mal statt seit es die EU gibt, was bedeutet das?

Hans-Gert Pöttering (Vorsitzender der Konrad-Adenauer Stiftung): Das ist eine ganz besondere Ehre für den Ehrenbürger Europas, Helmut Kohl. Ich finde die Idee von Jean-Claude Juncker sehr schön, diesen außergewöhnlichen Menschen, diesen deutschen Staatsmann, diesen großen Europäer auf diese Weise zu würdigen. Ich finde, das ist ein großes Zeichen.

domradio.de: Es heißt, der Verstorbene wird nach dem Trauerakt auch mit einem Schiff nach Speyer überführt? Ist das symbolhaft?

Pöttering: Die Beerdigung in Speyer spricht für seine Verbundenheit zu Speyer. Helmut Kohl hat immer eine sehr enge Verbindung zu Speyer gehabt. Das Requiem für seine erste Frau wurde ebenfalls im Dom zu Speyer gefeiert. Ich war damals dabei. Es war sehr bewegend.

domradio.de: Helmut Kohl ist einer von drei Ehrenbürgern der EU, aber es ist der erste europäische Trauerakt. 

Pöttering: Es gibt drei Ehrenbürger Europas, Jean Monnet, der erste, der Mitte der 70er Jahre gestorben ist. Er war Ideengeber für viele europäische Vorhaben. Aber er war nicht eine ausführende Gewalt, sondern er hat Anstöße gegeben. Aber er hatte kein Staatsamt inne. Helmut Kohl ist nun nach ihm Ehrenbürger nach seinem Ausscheiden als Bundeskanzler der Bundesrepublik im Jahr 1998 geworden. Ein weiterer Ehrenbürger ist Jacques Delors, der in den 80er und 90ern Präsident der Europäischen Kommission war. Helmut Kohl ist die erste Persönlichkeit, die Regierungschef im größten Land der Europäischen Union war. Deshalb ist es auch das erste Mal, dass die Idee entstanden ist, ihn so zu würdigen. Ich finde das sehr angemessen.

domradio.de:  Kritisiert wird ja, dass es keinen deutschen Staatsakt gibt?

Pöttering: Das wird aber doch mitsymbolisiert durch den europäischen Trauerakt. Denn es würde die europäische Trauerfeier nicht geben, wenn nicht Helmut Kohl dieses staatliche Amt als Bundeskanzler inne gehabt hätte. Insofern ist der europäische Trauerakt gleichzeitig der Ausdruck der Dankbarkeit des eigenen Landes. Deutschland ist ja auch höchstrangig vertreten durch Bundeskanzlerin Merkel und andere.

Das Interview führte Hilde Regeniter.


Quelle:
DR