"Unser Land muss zu Gott zurückfinden." Dies sagte Donald Trump kürzlich in einer Rede vor katholischen Unternehmern. Ob dabei J.D. Vance seine Finger im Spiel hatte oder nicht ist unklar. Der designierte Vizepräsident Vance wird im neuen Wunschkabinett des Präsidenten von konservativen Katholiken umgeben sein.
Wie das ausgerechnet mit der Massenabschiebung von Millionen katholischer Latinos gelingen soll, die für die Tage nach der Amtsübernahme Donald Trumps am 20. Januar geplant ist, bleibt offen. Diese wird von einem anderen Katholiken durchgeführt, der im Weißen Haus offiziell die Position des "Grenz-Zaren" erhält. Die Rede ist von Thomas Homan. Er war schon während der ersten Amtszeit Trumps für die Trennung von Familien an der Grenze zuständig und verspricht erneut, hart durchzugreifen. Es werde Zeit, dass "die Illegalen" ihre Koffer packten.
Überzeugter Katholizismus
Der künftige Außenminister Marco Rubio kehrte der katholischen Kirche erst den Rücken und fand dann zu ihr zurück. "Ich bin theologisch und doktrinär vollständig mit der römisch-katholischen Kirche im Einklang", betont der Sohn kubanischer Einwanderer, der mit der Katholikin Jeanette Dousdebes verheiratet ist.
Katholisch ist auch die künftige UN-Botschafterin Elise Stefanik. Die strikte Abtreibungsgegnerin hat kein Problem damit, den katholischen Glauben mit amerikanischem Nationalismus zu verbinden. Genau diesen Kurs will sie vor den Vereinten Nationen vertreten.
Weitere Katholiken im Kabinett Trump sind der designierte CIA-Direktor John Ratcliffe und der Kennedyspross Robert F., der vom gefeierten Umweltanwalt und Demokraten eine spektakuläre Wandlung zum Trump-Unterstützer durchlief. Als designierter Gesundheitsminister soll er nun die 80.000 Mitarbeiter der Behörden führen, um "Amerika wieder gesund zu machen". Seine eigene Geschichte ist geprägt von Sucht und Erlösung. Dem katholischen Sender EWTN vertraute er an, dass "eine tiefe spirituelle Erleuchtung" ihn aus seiner Drogenabhängigkeit gerettet habe.
Ziel: christlich-nationalistischer Staat
Unter den Nicht-Katholiken ragt die Nominierung von FOX-Moderator Pete Hegseth zum Pentagon-Chef heraus. Der Ex-Nationalgardist durfte bei Joe Bidens Amtseinführung nicht zum Dienst erscheinen, weil die Sicherheitsdienste Bedenken wegen bestimmter Tattoos auf seinem Körper hatten. Unter anderem trägt er das "Jerusalem-Kreuz" und die lateinische Parole "Deus Vult" ("Gott will es"). Beide Symbole stammen aus der Zeit der Kreuzritter und sind heute Erkennungszeichen rechtsextremer Gruppen.
Der Chef des katholischen Portals Crux, John Allen, sieht in dem Personaltableau Trumps "keinen Zufall". Der gewählte Präsident habe verstanden, dass er die katholische Rechte brauche, um durchregieren zu können. "Was wir hier sehen, ist der Versuch, einen christlich-nationalistischen Staat zu errichten."
Die Blaupause dafür lieferte ein anderer einflussreicher Katholik. Kevin Roberts ist Chef der Trump-nahen Heritage-Stiftung und Architekt von "Project 2025", der 900 Seiten starken Blaupause zum autokratischen Umbau der USA. Roberts ist eng befreundet mit J.D. Vance, der das Vorwort zu seinem nach den Wahlen erschienenen Buch "Dawn's Early Light" geschrieben hat.
Angefeuert werden die christlichen Nationalisten an der Seitenlinie von dem Rechtskatholiken Steve Bannon mit seinem Podcast "War Room". Nach dem Sieg Trumps am 5. November verkündete er ganz im Einklang mit dem designierten Vizepräsidenten: "Der Kampf um die Seele Amerikas hat begonnen."