Aus Solidarität mit den Opfern und ihren Angehörigen verzichte man auf die traditionelle Weserprozession, erklärte Bischof Anba Damian in seiner Predigt in Höxter. Mit dieser Prozession erinnern die Kopten im Kreis Höxter sonst am ersten Sonntag im Juni an die Ankunft der Heiligen Familie in Ägypten. Nach dem Gottesdienst wurde ein Gedenkgebet für die Opfer des Anschlags gesprochen. Am Nachmittag sollte in allen koptischen Gemeinden in Deutschland eine Schweigeminute stattfinden.
Bei dem Anschlag auf eine christliche Reisegruppe waren Ende Mai 29 koptische Christen getötet worden, unter ihnen viele Kinder. Die Opfer waren in einem Bus zum Sankt Samuel Kloster in der südlichen Provinz Minja unterwegs, als sie von Bewaffneten attackiert wurden. Die Terrormiliz "Islamischer Staat" hat sich zu der Tat bekannt.
"Sie opferten lieber ihr Leben, als Jesus Christus zu leugnen"
Damian sagte in seiner Predigt laut Redetext, die Menschen seien von den Angreifern aufgefordert worden, die Bekenntnisse zum Islam auszusprechen. Die 29 Todesopfer hätten sich geweigert und sich zu ihrem christlichen Glauben bekannt. "Sie opferten lieber ihr Leben, als Jesus Christus zu leugnen", sagte der Bischof der koptisch-orthodoxen Kirche in Deutschland.
In Ägypten gibt es immer wieder Attacken radikaler Islamisten auf die christliche Minderheit. In den vergangenen sechs Monaten sind dabei besonders viele Menschen getötet worden. Am Palmsonntag starben 50 Menschen bei einem Doppelanschlag auf Kirchen in Tanta und Alexandria. Im Dezember wurden bei einem Bombenanschlag in einer Kirche in Kairo fast 30 Menschen getötet. Die meisten Ägypter sind sunnitische Muslime. Christen stellen in dem nordafrikanischen Land zehn Prozent der Bevölkerung, fast alle sind Kopten.
Die koptisch-orthodoxe Kirche existiert seit dem ersten Jahrhundert und gehört zu den ältesten Kirchen der Welt. In Deutschland zählt sie nach eigenen Angaben etwa 12.000 Mitglieder. Dienstsitz des Diözesanbischofs Damian ist das koptisch-orthodoxe Kloster in Höxter.