Der koptisch-orthodoxe Bischof für Deutschland, Anba Damian, hat die Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels durch US-Präsident Donald Trump als "reine Provokation für die Palästinenser" verurteilt. Statt sich mit Macht im Nahen Osten durchzusetzen, brauche es einen Dialog, sagte der Geistliche am Montagabend in Düsseldorf. "Das fehlt uns."
Kopten müssen herhalten
Der Bischof bekundete die Befürchtung, dass die Christen in Ägypten unter der Entscheidung Trumps zu leiden haben, die US-Botschaft nach Jerusalem zu verlegen. Wenn die Araber aufgrund dieses Beschlusses Aggressionen zeigen, drohe die Gefahr, dass die Kopten als "Blitzableiter" herhalten müssten. Denn die koptischen Christen würden von den Arabern mit dem Westen identifiziert.
Damian beklagte zu wenig Unterstützung des Westens für die Kopten in Ägypten. Nach Anschlägen auf Kirchen gebe es von dort lediglich verbale Beileidsbekundungen, aber keine wirkliche Unterstützung. Der Geistliche regte Partnerschaften, etwa zwischen Städten oder Bistümern, oder die Förderung von Bildungs- und Gesundheitsprojekten an.
"Freitagsphobie"
Laut Damian herrscht in seinem Heimatland inzwischen eine Art "Freitagsphobie" - also eine Furcht vor radikalislamischen Anschlägen nach dem Freitagsgebet. Er bekundete die Hoffnung, dass eines Tages jeder Mensch in Ägypten seine Religion frei wählen oder wechseln kann, "ohne dafür belohnt oder bestraft zu werden".
NRW-Europaminister Stephan Holthoff-Pförtner (CDU) erinnerte daran, dass das Christentum im Nahen Osten wurzelt. Die Rede vom christlichen Abendland suggeriere aber fälschlicherweise, dass das Christentum eine westliche Errungenschaft sei. "Christliche Werte sind für uns zu oft westliche Werte", sagte der Politiker. Er mahnte dazu auf, sich von einem Euro-Zentrismus zu lösen.
Acht koptische Gemeinden in Deutschland
Damian und Holthoff-Pförtner sprachen bei einem Podium zum Thema "Christen im Nahen Osten" in der nordrhein-westfälischen Staatskanzlei. Die Kopten bilden in Ägypten die größte christliche Gemeinschaft. Angaben über Mitgliederzahlen schwanken zwischen 7 und 10 Millionen unter den rund 95 Millionen Bewohnern des Landes. In Deutschland gibt es acht koptische Gemeinden, zwei Bistümer und zwei Klöster. Sprecher ist der im ostwestfälischen Höxter residierende Damian, der nach eigenen Angaben rund 12.000 Kopten vertritt.