Kardinal kritisiert Mafia-Unkultur in Kalabrien

"Krasser Gegensatz zur christlichen Botschaft"

Während eines Gottesdienstes auf einem konfiszierten Mafia-Grundstück hat sich Kardinalstaatssekretär Parolin gegen die Machenschaften der Mafia ausgesprochen. Für die Enttäuschung vieler Menschen zeigte er Verständnis. 

Italienische Carabinieri vor einer Kirche / © Annamaria Loconsole (dpa)
Italienische Carabinieri vor einer Kirche / © Annamaria Loconsole ( dpa )

In scharfer Form hat Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin eine anhaltende mafiöse Unkultur in Kalabrien kritisiert.

"Kriminelle und mafiöse Aktivitäten mit ihren besorgniserregenden Folgen von Schweigekultur und Korruption" stünden in krassem Gegensatz zur christlichen Botschaft, so der zweite Mann des Vatikan bei einem Fronleichnams-Gottesdienst am Donnerstag im süditalienischen Gioia Tauro.

Zwar habe sich in den vergangenen Jahren vieles verbessert. Doch noch immer litten die Menschen im Süden unter großen wirtschaftlichen und sozialen Problemen. Es gebe noch sehr viel zu verbessern, sei es von Seiten des Staates, durch die Privatwirtschaft wie auch durch Gewissensentscheidungen der einzelnen Bürger. Dabei komme auch der Kirche und den Christen eine große Verantwortung zu, so Parolin laut dem vom Vatikan verbreiteten Redeskript.

Auf einer Linie mit Papst Franziskus

Es sei verständlich, wenn viele Menschen nach Jahren vergeblichen Wartens enttäuscht seien. Aber es gebe genügend Gründe für eine positive Entwicklung gerade dieser wichtigen Region Kalabriens, sei es industriell, landwirtschaftlich oder touristisch. Den Gottesdienst feierte Parolin in einer Kirche, die auf einem vom Staat konfiszierten ehemaligen Mafia-Grundstück gebaut wurde.

Im vergangenen Jahr hatte auch Papst Franziskus bei seinem Besuch in Sizilien Christen und Kirche auf den Einsatz gegen mafiöses Denken und mafiöse Strukturen eingeschworen. Dabei sprach er einen Priester, der von Mafiakillern erschossen worden war, selig.


Pietro Parolin / © Ettore Ferrari  (dpa)
Pietro Parolin / © Ettore Ferrari ( dpa )
Quelle:
KNA