Kreuzweg am Kolosseum in Rom findet ohne Papst statt

Zum dritten Mal in Folge

Die Kreuzwegs-Prozession am Kolosseum am Karfreitag ist immer beeindruckend. Tausende Menschen denken betend über die Bedeutung des Sterbens Jesu nach. Die Meditations-Texte dazu hat in diesem Jahr Papst Franziskus geschrieben.

Kardinal Baldassare Reina, Kardinalvikar von Rom und Erzpriester der Lateranbasilika, betet mit weiteren Teilnehmern den Kreuzweg an Karfreitag vor dem Kolosseum in Rom (Italien) am 18. April 2025. / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Kardinal Baldassare Reina, Kardinalvikar von Rom und Erzpriester der Lateranbasilika, betet mit weiteren Teilnehmern den Kreuzweg an Karfreitag vor dem Kolosseum in Rom (Italien) am 18. April 2025. / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( (Link ist extern)KNA )

Zum dritten Mal in Folge hat Papst Franziskus nicht am traditionellen Kreuzweg am Kolosseum in Rom teilgenommen. Der feierliche Ritus am Abend des Karfreitags wurde stellvertretend für den Papst von Kardinal Baldassare Reina geleitet, dem Generalvikar des Bistums Rom. Rund 20.000 Menschen aus aller Welt waren laut dem Nachrichtenportal "Vatican News" zum Kolosseum gekommen, um der nächtlichen Feier mit dem Kreuzweg beizuwohnen, um an das Leiden und Sterben von Jesus Christus zu erinnern und gemeinsam zu beten.  In 14 Stationen vollzogen sie den Weg des vor etwa 2.000 Jahren zum Tode verurteilten Mannes aus Nazareth bis zu seinem Grab anhand biblischer Texte nach.

An jeder Station wechselte der Träger jenes Holzkreuzes, das an das Kreuz erinnert, an dem Jesus in Jerusalem hingerichtet wurde. Unter den Kreuzträgern waren in diesem Jahr unter anderen auch Freiwillige des Heiligen Jahres, Migranten und Menschen mit Behinderung. Bei der 13. Station trug es ein Pfleger, der im Februar und März zum Behandlungs-Team um den schwer erkrankten Papst in der Gemelli-Klinik gehörte. Reina trug das Kreuz zu Beginn und am Ende des Kreuzwegs. Die Kreuzwegs-Zeremonie an Karfreitag gehört in Rom alljährlich zu den eindrucksvollsten religiösen Ritualen rund um Tod und Auferstehung. Tausende Pilger nehmen teil, Millionen von TV-Zuschauern verfolgen sie.

Symbol der Versöhnung

Wie schon im vergangenen Jahr hat Papst Franziskus die Texte, die am Abend des Karfreitags zu den 14 Stationen des Kreuzwegs vorgelesen wurden, persönlich verfasst. Der nach langer Krankheit noch in Genesung befindliche Papst nahm wie bereits in den vergangenen beiden Jahren nicht persönlich am Kreuzweg teil. In seinem Text deutet Franziskus den Kreuzweg Jesu als einen Weg der Versöhnung. "Der Weg nach Golgatha ist der Abstieg Jesu zur Welt, die Gott liebt", heißt es in dem Text. Gottes Sohn gehe nicht weg von den Menschen, sondern komme ihnen radikal entgegen, so der Papst. 

In der Mitte aller Gegensätze stelle er sich "angenagelt" ans Kreuz, "zwischen die Gegensätze", und bringe sie vor Gott. Das Kreuz sei kein Zeichen von Trennung, sondern ein Ort der Öffnung. Es reiße Mauern ein und stifte Versöhnung, schreibt Franziskus. In seiner Einführung verweist der Papst auf die Spannung zwischen dem Weg Gottes und dem alltäglichen Leben der Menschen. Der Kreuzweg führe "mitten durch die Straßen unseres Alltags". Der Mensch gehe oft in die entgegengesetzte Richtung zu der Jesu; doch genau dort könne er Christus begegnen. Am Ende stehe die Entscheidung: umkehren, die Richtung ändern, Christus ansehen, ihm folgen.

Papst und Ostern

Über die Teilnahme von Papst Franziskus an den Feierlichkeiten am Ostersonntag ist weiterhin noch nichts bekannt. Die Leitung der Heiligen Messe auf dem Petersplatz wurde bereits an Kardinal Angelo Comastri delegiert. Im Anschluss daran (12 Uhr) steht der Segen "Urbi et Orbi", "der Stadt und dem Erdkreis", auf dem Programm, den der Papst normalerweise von der Loggia des Petersdoms aus persönlich spendet.

Dieser Segen ist eines der bekanntesten Rituale der katholischen Kirche. Er wird zu Weihnachten und zu Ostern gespendet. Allen, die die Worte des Papstes hören, sei es persönlich in Rom oder über moderne Kommunikationsmittel an jedem anderen Ort auf der Welt, wird nach der Kirchenlehre ein Ablass gewährt.

Zum Hintergrund

Nach einem fünfwöchigen Krankenhausaufenthalt, während dem er unter anderem wegen einer beidseitigen Lungenentzündung behandelt wurde, war Papst Franziskus am 23. März aus der Gemelli-Klinik in Rom entlassen worden. Seitdem wird er in seiner Wohnung im vatikanischen Gästehaus Santa Marta weiter medizinisch betreut. Die Ärzte hatten dem Papst bei seiner Entlassung zu zwei Monaten Schonung geraten.

Der Papst hatte sich in den vergangenen Tagen immer wieder überraschend und ohne Vorankündigung in der Öffentlichkeit gezeigt. Am Gründonnerstag hatte Papst Franziskus das römische Gefängnis Regina Coeli besucht, die rituelle Fußwaschung aber nicht vorgenommen.

"Kreuzweg der Völker"

Mehrere tausend Gläubige aus mehr als 20 Sprach- und Volksgruppen begehen am Karfreitag den "Kreuzweg der Völker", die traditionelle Karfreitagsprozession in der Münchner Innenstadt. Gemeinsam mit dem Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, und dem Bischofsvikar für die Seelsorgsregion München, Weihbischof Rupert Graf zu Stolberg, gedenken die Menschen des Leidensweges Jesu.

Kreuzweg / © Katharina Ebel (KNA)