Das sagte der Pfarrer des Seelsorgebereichs Dormagen-Nord, Klaus Koltermann, der "Neuß-Grevenbroicher Zeitung" (Mittwoch). Der Artikel sei auf Grundlage eines Leserbriefs entstanden, den er an die Zeitung geschickt habe, sagte Koltermann der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Mit dem daraus entstandenen Bericht sei er "absolut einverstanden".
Leserbrief des Pfarrers
Im seinem ursprünglichen Leserbrief, der der KNA vorliegt und der die Rücktrittsforderung nicht enthält, kritisiert Koltermann eine Äußerung Woelkis während der Christmette im Kölner Dom. Der Kardinal hatte sich an die Gläubigen gewandt und um Verzeihung dafür gebeten, "was die von sexueller Gewalt Betroffenen und Sie in den letzten Tagen und Wochen vor Weihnachten im Zusammenhang mit dem Umgang des Gutachtens zur Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt in unserem Erzbistum, was sie an der Kritik darüber und insbesondere auch an der Kritik an meiner Person ertragen mussten".
Um Verzeihung zu bitten sei zwar ein notwendiger und überfälliger Schritt, schreibt Koltermann. In den Worten des Kardinals könne er jedoch keine Gewissenserforschung, Reue und den Willen zur Umkehr erkennen: "Damit wurde nun noch restlich vorhandene Glaubwürdigkeit verspielt."
Der Pfarrer kritisierte den Erzbischof auch dafür, dass er in der Christmette beim Ein- und Auszug keinen Mund-Nasen-Schutz getragen habe: "Gilt diese Vorgabe etwa nicht für den Kardinal?" Koltermann bescheinigte Woelki in seinem Brief "eine Ignoranz den Mitchristen gegenüber, die symptomatisch für seinen Leitungsstil im Bistum steht".
Massiver Kritik ausgesetzt
Der Erzbischof sieht sich derzeit massiver Kritik ausgesetzt, da er ein Gutachten zum Umgang der früheren Bistumsleitung mit Missbrauchsfällen nicht wie vorgesehen veröffentlicht hat. Das Papier habe "methodische Mängel", hieß es. Das Erzbistum hat daher ein neues Gutachten bei einem Strafrechtler in Auftrag gegeben, das bis zum 18. März vorliegen soll.
Zudem wird Woelki selbst vorgeworfen, an Vertuschung beteiligt gewesen zu sein. Er soll einen Missbrauchsfall aus den 1970-er Jahren, von dem er 2015 erfahren hatte, pflichtwidrig nicht an den Vatikan gemeldet haben. Der Kardinal hat den Papst gebeten, diese Vorwürfe gegen ihn zu prüfen.
Betroffenen-Sprecher Katsch fordert Woelki zum Rücktritt auf
Bereits am vergangenen Freitag hatte der Sprecher des Opfervereins "Eckiger Tisch", Matthias Katsch, den Kölner Erzbischof im Zusammenhang mit der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen zum Rücktritt aufgefordert. "Er müsste den Mut haben und zurücktreten", sagte Katsch am Freitagabend in einem Interview der Deutschen Welle. Im Umgang sowohl mit den Betroffenen, wie der Öffentlichkeit, wie mit dem konkreten Fall, der ihm vorgeworfen werde, sei Kardinal Rainer Maria Woelki derart beschädigt, dass er sein Amt eigentlich nicht mehr ausüben könne.
Kardinal Rainer Maria Woelki hatte am Donnerstagabend im Anschluss an seine Predigt im Kölner Dom um Verzeihung gebeten. "Was die von sexueller Gewalt Betroffenen und Sie in den letzten Tagen und Wochen vor Weihnachten im Zusammenhang mit dem Umgang des Gutachtens zur Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt in unserem Erzbistum, was Sie an der Kritik darüber und insbesondere auch an der Kritik an meiner Person ertragen mussten - für all' das bitte ich Sie um Verzeihung."
"Es tut ihm nicht leid, was er falsch gemacht hat, sondern dass er dafür kritisiert wird", erklärte Katsch zur Entschuldigung Woelkis in der Christmette. Der Erzbischof versuche eigentlich, die Gläubigen in Mithaftung zu nehmen und appelliere an den Herdeninstinkt. Es würden aber weder die Kirche noch die Gläubigen angegriffen. "Es geht um sein Fehlverhalten", betont er. "Und ich find das wirklich perfide wie er sich hier hinter den Betroffenen verschanzt und jetzt auch noch versucht, hinter den Gläubigen seines Bistums zu verschanzen."