Kritik, Appelle und Forderungen zum Welternährungstag

„Größter Skandal unserer Zeit“

Weltweit ist jeder sechste Mensch von Hunger betroffen – der „größte Skandal unserer Zeit“ für den Bamberger Erzbischof Ludwig Schick. Wie er fordern der Papst und zahlreiche Hilfsorganisationen angesichts des Welternährungstags größere Anstrengungen im Kampf gegen den Hunger.

 (DR)

Das katholische Hilfswerk Misereor appellierte an die Europäische Union und die Bundesregierung, dem Landraub einen Riegel vorzuschieben. Ausländische Investoren würden riesige Flächen Ackerland kaufen, während die Bevölkerung vor Ort hungere und die einheimische Nahrungsmittelproduktion für die Menschen bedroht sei.



Die Welthungerhilfe kritisierte, weltweit würden noch immer Millionen Tonnen Nahrungsmittel verschwendet. In einem reichen Land wie Deutschland landeten jedes Jahr 20 Millionen Tonnen Lebensmittel auf dem Müll, so die Hilfsorganisation in Bonn. Es sei ein Skandal, dass eine Milliarde Menschen hungerten, obwohl genug Lebensmittel produziert würden.



Eine Verbesserung der internationalen Nahrungsmittelhilfe für Kleinkinder forderte Ärzte ohne Grenzen ein. Die Geberländer müssten dies ins Zentrum ihrer Politik gegen den Hunger stellen, sagte die Hilfsorganisation in Berlin.



Papst fordert verstärkte Anstrengungen im Kampf gegen den Hunger

Auch Papst Benedikt XVI. hat zu verstärkten Anstrengungen im Kampf gegen den Hunger in der Welt aufgerufen. Eigeninteressen müssten zugunsten einer durch Brüderlichkeit geprägten internationalen Zusammenarbeit zurücktreten, heißt es in einer Botschaft des Papstes.



Zu oft würde die Aufmerksamkeit von den Bedürfnissen der Bevölkerungen abgelenkt, die Feldarbeit vernachlässigt und die Güter der Natur nicht ausreichend geschützt, hebt Benedikt XVI. in dem Schreiben an den Generaldirektor der Welternährungs- und Landwirtschaftsorganisation FAO, Jacques Diouf, hervor. Dies führe zu einem wirtschaftlichen Ungleichgewicht und zur Missachtung der Menschenrechte.



Erzbischof Schick erinnert an Millenniumsziel

Der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick, forderte die Industrienationen zu größeren Anstrengungen auf, "damit alle Menschen auf der Welt das Nötige zum Essen und Trinkwasser haben". Deutschland sollte vorangehen und wie versprochen 0,75 Prozent des Bruttoinlandsprodukts für die Entwicklungshilfe geben. Schick äußerte sich anlässlich des Welthungertags am Samstag (16.10.2010).



Das Millenniumsziel einer Halbierung des Hungers bis 2015 müsse mit allen Mitteln angestrebt werden, betonte der Erzbischof. Der Tod von jährlich 2,2 Millionen Kindern wegen Mangelernährung wäre vermeidbar, wenn Ressourcen aus der Waffenindustrie und Weltraumfahrt für Nahrungsmittel eingesetzt würden. Der Hunger in armen Ländern nehme vor allem wegen des Klimawandels zu. Dafür trügen die Industrieländer die Hauptverantwortung. Auch die Menschen in reichen Ländern sollten persönliche Konsequenzen ziehen, sich bewusst ernähren und ihren Konsum einschränken.