Kritik an Auftritt von Taliban-Vertreter in Kölner Moschee

"Haben in Deutschland nichts zu suchen"

Bundesinnenministerin Nancy Faeser hat den Auftritt eines Taliban-Vertreters in einer Ditib-Moschee in Köln scharf kritisiert. "Niemand darf radikalen Islamisten in Deutschland eine Bühne bieten", erklärte sie am Samstag auf X.

DITIB-Zentralmoschee in Köln  / © Rolf Vennenbernd (dpa)
DITIB-Zentralmoschee in Köln / © Rolf Vennenbernd ( dpa )

Der Auftritt sei vollkommen inakzeptabel und zu verurteilen. "Die Taliban sind für massive Menschenrechtsverletzungen verantwortlich", betonte Faeser mit Blick auf die Entwicklungen in Afghanistan, wo die radikalislamischen Taliban vor eineinhalb Jahren die Macht an sich gerissen haben.

Nancy Faeser / © Kay Nietfeld (dpa)
Nancy Faeser / © Kay Nietfeld ( dpa )

"Wir schützen viele Geflüchtete aus Afghanistan vor der Unterdrückung der Taliban. Ihre Funktionäre haben in Deutschland nichts zu suchen."

Ditib distanzierte sich von Veranstaltung 

Der Leiter der Lebensmittel- und Arzneibehörde in Afghanistan, Abdul Bari Omar, hatte laut dem Zeitungsbericht am Donnerstag vor Muslimen in der Ditib-Moschee in Köln-Chorweiler gesprochen.

Bereits am Freitag hatte sich der Vorstand von Ditib in Köln-Chorweiler von der Veranstaltung am Vortag distanziert. Für dieses als religiös angefragte Treffen des "Afghanischen Kulturvereins Köln Meschenich" habe die Gemeinde ihre Räumlichkeiten vermietet.

Entgegen vertraglicher Vereinbarung sei daraus eine politische Veranstaltung geworden. Dem Verein, der nicht zum Ditib-Verband gehöre, werde Hausverbot erteilt.

"Reise wurde uns nicht angekündigt"

"Wir sind schockiert über diese Veranstaltung", hieß es in der Erklärung. "Unsere Gemeinde, unser Verband, die Ditib lehnt jede - auch nur geistige - Nähe zu den Taliban ab."

Auch das Auswärtige Amt und die Staatskanzlei NRW äußerten sich alarmiert: "Die Reise wurde uns nicht angekündigt und wir verurteilen den Auftritt auf das Schärfste", erklärte das Auswärtige Amt auf Anfrage des "Kölner Stadtanzeigers" (Samstag).

Weitere Maßnahmen würden nun geprüft. Ein Sprecher der Staatskanzlei NRW sagte der Zeitung, dass Mitglieder einer radikalen Organisation wie die Taliban ihre Ideologien ungefiltert auf deutschem Boden verbreiteten, sei "ein unsäglicher Vorgang". Alle Details dieses Sachverhalts müssten nun "vollumfänglich aufgeklärt" werden.

Taliban

Die Taliban sind eine islamistische Terror-Guerilla, die 1994 in Afghanistan in Erscheinung trat und von 1996 bis 2001 erstmals große Teile des Landes beherrschte. Ihr Name, der aus dem Arabischen stammt, bedeutet soviel wie "Schüler". Entstanden ist die Bewegung in Koranschulen für afghanische Flüchtlinge in Pakistan, gefördert von pakistanischen Islamisten und dem Geheimdienst.

Taliban-Kämpfer in Afghanistan / © john smith 2021 (shutterstock)
Taliban-Kämpfer in Afghanistan / © john smith 2021 ( shutterstock )
Quelle:
epd , KNA