Kritik aus Kirchen an bestimmten Formen des Klimaprotests

"Keinerlei Verständnis"

Kirchenvertreter haben sich gegen bestimmte Formen des Klimaprotests ausgesprochen. Der Münchner Kardinal Reinhard Marx mahnte an, die Demonstrationen müssten gewaltfrei sein und andere nicht in ihrer Bewegungsfreiheit einschränken.

Mitglieder der Gruppe Letzte Generation sitzen bei einer Blockade auf der Seestraße in Berlin / © Paul Zinken (dpa)
Mitglieder der Gruppe Letzte Generation sitzen bei einer Blockade auf der Seestraße in Berlin / © Paul Zinken ( dpa )

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx missbilligt bestimmte Formen des Protests gegen die Klimaerwärmung. Zum Abschluss des Herbsttreffens der bayerischen Bischöfe hob Marx am Donnerstag vor Journalisten in München hervor, dass diese Demonstrationen gewaltfrei sein müssten und andere nicht an ihrer Bewegungsfreiheit hindern sollten. Nicht in Ordnung sei, wenn dabei andere gefährdet oder undemokratische Parolen geäußert würden. "Keinerlei Verständnis" habe er für die Zerstörung von Kunstwerken, betonte Marx.

Reinhard Kardinal Marx / © Sven Hoppe (dpa)
Reinhard Kardinal Marx / © Sven Hoppe ( dpa )

EKD-Ratsmitglied warnt vor Methoden von "Letzte Generation"

Auch Thomas Rachel, Ratsmitglied Evangelischen Kirche in Deutschland,  hat seine Kirche davor gewarnt, die Methoden der Protestbewegung "Letzte Generation" zu legitimieren. Die EKD dürfe keine Straßenblockaden legitimieren. "Kirche kann Gesprächsraum für unterschiedliche Meinungen schaffen", erklärte der CDU-Politiker nach Ende der EKD-Synodentagung, zu der eine Vertreterin der umstrittenen Bewegung eingeladen war, in einer am Mittwochabend verbreiteten Stellungnahme. Die EKD dürfe aber nicht Straßenblockaden legitimieren.

"Es ist eben nicht akzeptierbar, wenn durch Straßenblockaden in die Freiheit von anderen Menschen eingriffen wird", erklärte der Bundestagsabgeordnete. Die Diskussion und die Entscheidung über auch strittige politische Themen müssten im Rahmen des Grundgesetzes und der geltenden Gesetze stattfinden.

Am Dienstag war die Klimaaktivistin Aimée van Baalen von der Bewegung "Letzte Generation", die wegen Straßenblockaden und Lebensmittelwürfen auf Kunstwerke für Kritik sorgt, zu Gast bei der EKD-Synode in Magdeburg. Sie verteidigte dort die umstrittenen Protestformen. Von vielen, aber nicht allen der 128 Delegierten bekam sie stehenden Applaus.

Nicht in die kriminelle Ecke stellen

Die Präses der Synode, Anna-Nicole Heinrich, rief im Anschluss Politikerinnen und Politiker auf, dem Beispiel der Kirche zu folgen und ebenfalls mit den Klimaaktivsten der "Letzten Generation" ins Gespräch zu kommen. Die Bewegung dürfe nicht in eine kriminelle Ecke gestellt werden, wo sie einfach nicht hingehöre, sagte sie. Die Anliegen der Aktivisten müssten ernst genommen werden. Sie stellten ihr eigenes Wohl zurück, um "gewaltfreien, zivilen Widerstand" zu leisten.

Dem Rat der EKD gehören 15 Mitglieder an, darunter Bischöfinnen und Bischöfe sowie in der Kirche engagierte Laien. Rachel ist neben der Staatssekretärin im Bundesarbeitsministerium, Kerstin Griese (SPD), einer der beiden Vertreter aus der Politik in dem Leitungsgremium. Auch Heinrich gehört als Synodenpräses qua Amt dem Rat an.

"Letzte Generation"

"Letzte Generation" ist ein Bündnis von Aktivisten aus der Umweltschutzbewegung mit dem erklärten Ziel, durch Mittel des zivilen Ungehorsams Maßnahmen der deutschen und der österreichischen Bundesregierung gegen die Klimakrise zu erzwingen. Es bildete sich 2021 aus Teilnehmern des Hungerstreiks der letzten Generation. Ihre Anfang 2022 einsetzenden Aktionen bezeichnen die Aktivisten des Bündnisses als Aufstand der Letzten Generation.

Aktivisten der Umweltgruppe Letzte Generation haben die Fassade der SPD-Bundeszentrale beschmiert / © Julius-Christian Schreiner/TNN (dpa)
Aktivisten der Umweltgruppe Letzte Generation haben die Fassade der SPD-Bundeszentrale beschmiert / © Julius-Christian Schreiner/TNN ( dpa )
Quelle:
KNA