Der Kongress möge die beschlossene Maßnahme zurücknehmen, da sie einen "chaotischen" Prozess in Richtung Neuwahlen und eventuell sogar deren Verzögerung bewirken könnte, warnte Castillo am Montagabend (Ortszeit) im Fernsehsender RPP Television. Verstand, Weisheit und der strategische Blick auf das ganze Land seien derzeit vonnöten, doch werde die Politik nur von "Wut, Eifersucht und Aggression" dominiert.
Parlamentsabgeordnete setzen Vizcarra ab
Stunden zuvor hatte der Kongress Vizcarra wegen "moralischer Unfähigkeit" abgesetzt. 105 der insgesamt 128 Parlamentsabgeordneten stimmten für, 19 gegen den Antrag, 4 weitere enthielten sich der Stimme. Bis zum vorgesehenen Ende der Amtszeit am 28. Juli 2021 wird Parlamentspräsident Manuel Merino die entsprechenden Aufgaben übernehmen, wobei für kommendes Jahr Neuwahlen geplant sind. Vizcarra, der während seiner Amtszeit auf hohe Zustimmungsraten zählen konnte, sagte in einer ersten Reaktion: "Ich gehe aus dem Regierungspalast wie ich vor zwei Jahren und acht Monaten hineingegangen bin: Mit erhobenem Kopf."
Abgeordnete hatten Vizcarra Korruption vorgeworfen, was dieser jedoch zurückwies. Es gebe keine Beweise, und die könne es auch nicht geben, denn er habe keine Bestechungsgelder erhalten, verteidigte sich der Politiker. Die Vorwürfe aus dem bereits zweiten Misstrauensantrag gegen Vizcarra datieren noch auf die Zeit vor seinem Wirken an der Staatsspitze. Als Gouverneur von Moquegua soll Vizcarra 2014 Bestechungsgelder von Unternehmern kassiert haben, damit diese öffentliche Aufträge erhielten. Ein Novum sind die Vorwürfe in Peru nicht. Auch gegen die fünf Vorgänger Vizcarras im Präsidentenamt war wegen Korruption ermittelt worden.
Proteste gegen die Kongress-Entscheidung
In einigen peruanischen Städten kam es zu Protesten gegen die Kongress-Entscheidung. Vizcarras Anhänger halten ihm seinen Kampf gegen die Korruption im Land zugute. Ein Abgeordneter, der gegen Vizcarra gestimmt hatte, wurde während eines Interviews vor dem Parlament von einem Passanten geohrfeigt.