Kritik an Einladung eines honduranischen Erzbischofs nach Münster

"Nicht nachvollziehbar"

Die christliche Initiative Romero hat die Einladung des Bistums Münster an den honduranischen Erzbischof Oscar Rodriguez Maradiaga kritisiert. Die Initiative wirft Maradiaga eine "rechtfertigende Haltung" gegenüber dem Militärputsch im vergangenen Jahr vor, mit dem der rechtmäßige Präsident von Honduras, Manuel Zelaya, gestürzt wurde.

 (DR)

Vor dem Hintergrund, dass er als Erzbischof von Tegucigalpa durch sein Verhalten die illegitime Aktion der Putschisten gestützt habe, sei die Einladung nach Münster nicht nachvollziehbar, erklärte die Initiative am Dienstag in Münster.

Der 67-jährige Maradiaga, der auch Vorsitzender von Caritas International ist, war am Wochenende unter anderem Ehrengast beim Neujahrsempfang des Diözesankomitees der Katholiken im Bistum Münster.

Stärkung der Putschregierung
Der honduranische Erzbischof habe sich gegen die Rückkehr des gestürzten Präsidenten Zelaya nach Honduras ausgesprochen, nachdem Zelaya im Sommer des vergangenen Jahres gegen seinen Willen nach Costa Rica ausgeflogen worden war, sagte Romero-Sprecher André Hagel dem epd. Damit habe der Theologe dem rechtmäßigen Präsidenten verweigert, was ihm zustehe. Faktisch sei mit dieser Haltung die Putschregierung gestärkt worden. Gegen die Einladung des Erzbischofs nach Münster erwägt die Initiative nach Worten des Sprechers auch Proteste beim Bistum.

Zelaya wurde am 28. Juni 2009 von der Armee mit Waffengewalt außer Landes gebracht. Das Parlament wählte daraufhin Roberto Micheletti zum Übergangspräsidenten. Unter seiner international nicht anerkannten Regierung fanden im November Wahlen statt, aus denen Porfirio Lobo als Sieger hervorging. Er soll am 27. Januar die Macht von Micheletti übernehmen. Zelaya hält sich seit seiner heimlichen Rückkehr ins Land im September 2009 in der brasilianischen Botschaft in der Hauptstadt Tegucigalpa auf.
Namensgeber Erzbischof Romero
Die Christliche Initiative Romero mit Sitz in Münster setzt sich nach eigenen Angaben seit 1981 für Arbeits- und Menschenrechte in Ländern Mittelamerikas ein. Schwerpunkt ihrer Arbeit ist die Unterstützung von Basisbewegungen und Organisationen in Nicaragua, El Salvador und Guatemala sowie die Kampagnen- und Bildungsarbeit in Deutschland. Namensgeber für die Initiative ist der 1980 ermordete salvadorianische Erzbischof Oscar Romero.