Man könne sich nicht als Christdemokrat bezeichnen und gleichzeitig abschotten, so Juncker. Europa sei der reichste aller Kontinente. "Es müsste uns eigentlich gelingen, zwei oder drei Millionen unglückliche, vor Krieg, Not und Hunger fliehende Menschen in Europa aufzunehmen."
Vielfach werde in der Flüchtlingsfrage rein situativ argumentiert, kritisierte Juncker. "Heute handeln wir nur selten perspektivisch." Dabei wisse man, dass das "Flüchtlingsdrama" über Jahre ein Thema bleiben werde. "Ich kann mich nur wundern, wenn einige in Europa sagen, bei ihnen finde grundsätzlich niemand Zuflucht, oder wenn, dann nur, wenn er durch seinen Pass als Christentum ausgewiesen ist. Mein Christentum ist das nicht", betonte der Luxemburger. Er würdigte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), die sich "einer globalen Aufgabe" stelle.
Juncker räumte ein, die EU habe noch nie vor so vielen wichtigen Fragen gestanden wie heute. Viel habe sich zudem durch die neuen Medien verändert. "Wir Politiker müssen inzwischen jeden Tag zu hundert Fragen Stelling nehmen, und das oft, ohne die Zeit gehabt zu haben, über sie nachzudenken."