DOMRADIO.DE: Alles konnte auf den Tisch kommen. Wurde denn auch über das Weiheamt für Frauen oder den Zölibat gesprochen?
Dr. Annegret Meyer (Referentin für theologische Grundsatzarbeit des Erzbistums Paderborn und Mitglied der Pilotgruppe zur Frauenkonferenz): Das Weiheamt für Frauen war definitiv ein Thema, ebenso kam das Diakonat der Frau in mehreren Gruppen zur Sprache. Im Prinzip sind viele heiße Eisen benannt und besprochen worden.
DOMRADIO.DE: Was sagt die Bistumsspitze und der Erzbischof, wenn solche Fragen zu diesen Themen gestellt werden?
Meyer: Wir haben ja im Vorfeld, sozusagen im Auftrag des Erzbischofs, die Konferenz vorbereitet. Das war natürlich auch die spannende Frage auf unserer Seite. Erzbischof Becker hat aber von Anfang an gesagt, es gibt keine Tabuthemen. Es gibt natürlich Rahmenbedingungen. Niemand kann erwarten, dass an einem Dienstagnachmittag in Paderborn die kirchenrechtlichen Regeln komplett geändert werden. Aber es ist manchmal ja auch eher ein Ertasten: Was ist eigentlich die Sehnsucht und das Anliegen dahinter? Was könnte vor allen Dingen ein nächster Schritt sein, um die Gesprächsräume anders zu füllen und besser miteinander in Kontakt zu sein?
DOMRADIO.DE: Sind denn diesbezüglich konkrete Vorschläge gemacht worden?
Meyer: Wir haben auch Gruppen gehabt, die sich zum Beispiel mit dem Verkündigungsdienst auseinandergesetzt haben, Laienpredigt ist das Stichwort. Das sind ja schon erste Schritte: Wie kriegen wir eigentlich eine andere Repräsentanz von Frauen und Männern – also Laien – in der gottesdienstlichen Gestaltung gewürdigt?
Die Frage ist auch, wie wird man in den Regelgottesdiensten am Sonntag noch mal anders mit eingebunden und hörbar gemacht. Wie bekommt man die Perspektiven tatsächlich zu Gesicht? Und wie kriegt auch die Gemeinde vor Ort mit, dass sich etwas tut und es im Prinzip geteilte Verantwortung geben kann und soll.
Ebenso wurde die geteilte Führung in gemeinsamer Verantwortung von Laien und Priestern thematisiert. An verschiedenen Stellen wird schon daran gearbeitet.
DOMRADIO.DE: Was wünschen sich denn die Frauen im Erzbistum Paderborn von ihrer Kirche?
Meyer: Ein Stichwort, das immer wieder fiel, war das Stichwort Geschwisterlichkeit. Wir haben noch ein besseres im Laufe des Tages gefunden, und zwar: Partnerschaftlichkeit. Das meint, partnerschaftlich Kirche sein. Die Frauen sagen sehr deutlich, wir sind hier, wir kommen, um zu bleiben. Aber wir möchten tatsächlich Verantwortung übernehmen. Die Frauen möchten der Bistumsleitung entgegenkommen, aber es gibt auch die Erwartung, dass wir uns alle entgegenkommen. Das ist mit dem Stichwort Partnerschaftlichkeit gemeint.
Wahrscheinlich ist es schon ein bisschen abgelatscht, aber das Wort Augenhöhe war sehr wichtig. Es ist natürlich immer ein bisschen schwierig, den Dialog auf Augenhöhe zu stellen, wenn es Unterschiede zwischen verantwortlicher Leitung – die bei Pfarrern oder beim Erzbischof liegt – und anderen Getauften gibt. Da gibt es noch einige Luft nach oben und es wurde gestern auch deutlich, dass da wirklich Rede- und Handlungsbedarf ist.
DOMRADIO.DE: Welche Möglichkeiten gibt es generell, damit die Kirche auch in den entscheidenden Räumen und Rollen weiblicher wird?
Meyer: Das hat ja manchmal mit einer veränderten Perspektive zu tun. Wie besetze ich Gremien und Gruppen? Hat da wirklich jemand ein Auge drauf, dass Frauen in Steuerungsgruppen beteiligt werden? Das passiert schon an vielen Orten, das kann aber noch deutlicher und forcierter werden. Das gilt natürlich für unsere Ebenen hier im Generalvikariat, aber auch in den Gemeinden vor Ort. Zunehmend drängender werden die Themen Gottesdienst und die Verantwortung in der Leitung für Gemeinden oder für Teilbereiche von Pastoral in den pastoralen Räumen.
DOMRADIO.DE: Was ist nach der Konferenz ganz praktisch dabei herausgekommen? Was ändert sich konkret?
Meyer: Wir werden jetzt erst einmal ein bisschen sammeln und sichten, was die Ergebnisse zeigen. Es sind viele nächste Schritte benannt worden. Ein weiterer Schritt ist, dass sich die Frauen zurückmelden können, wenn sie weiter mitarbeiten möchten. Sie können konkrete Themenwünsche dazu schreiben und sagen, wo wäre ich bereit, etwas zu starten.
Wir werden dann Kontakte zu den Fachabteilungen herstellen, die möglicherweise schon an den gleichen Themen arbeiten. Es kann auch sein, dass ganz neue Konstrukte und Gruppen entstehen. Es gibt auch ein Zieldatum, das ist unser nächstes diözesanes Dialogforum Mitte November nächsten Jahres. Daran haben alle eigentlich die Erwartung, dass Früchte sichtbar werden. Bis dahin muss etwas passiert sein.
Das Interview führte Michelle Olion.