Die Amnestie gelte auch Häftlinge, die wegen Verbrechen gegen die Staatssicherheit verurteilt wurden, teilte Castro mit - das ist der in Kuba gängige Sprachgebrauch für politische Häftlinge. Auch für 86 inhaftierte Ausländer gelte diese "humanitäre und souveräne Geste", ließ der Chef der kubanischen Kommunisten wissen.
Castro hatte zuvor angekündigt, Kuba werde das Kirchenoberhaupt mit "Zuneigung und Respekt" erwarten. Erst vor wenigen Tagen traf sich Kubas Regierungsspitze in Havanna mit dem päpstlichen Reisemarschall Alberto Gasbarri, um über die Details der Visite zu sprechen. Dabei soll nach Informationen der Opposition auch über die bevorstehende Amnestie gesprochen worden sein.
An dem Treffen nahmen auch der Erzbischof von Havanna, Kardinal Jaime Ortega, sowie der Vorsitzende der Kubanischen Bischofskonferenz, Erzbischof Dionisio Garcia Ibanez, teil. Beide hatten maßgeblichen Anteil an der Freilassung der während des "Schwarzen Frühlings" 2003 festgenommenen Dissidenten. Der überwiegende Teil der Regimekritiker wurde in den vergangenen zwölf Monaten nach Spanien ausgeflogen.
Nicht alle politischen Gefangenen kommen frei
Ob auch der US-Amerikaner Alan Gross unter die Amnestie fällt, ist derweil unklar. Der Fall des Geschäftsmannes hatte weltweit für Aufsehen gesorgt. Er war von den Sicherheitskräften verhaftet worden, weil er Handys und Computer an eine Glaubensgemeinschaft verteilte. Wenig später verurteilte ihn ein Gericht wegen der Teilnahme an "einem subversiven Projekt der US-Regierung zur Zerstörung der Revolution". Gross sitzt seit über einem Jahr im Gefängnis. Sämtliche Vermittlungsversuche unter anderem des ehemaligen US-Präsidenten Jimmy Carter schlugen fehl. Nach Informationen der regimekritischen Tageszeitung "El Nuevo Herald" aus Miami (Samstag), muss Gross weiterhin in Haft bleiben.
Elizardo Sanchez, Gründer der kubanischen Menschenrechtsorganisation CCDHRN, geht von derzeit noch etwa 300 politischen Häftlingen in Kuba aus. Der Zeitpunkt der Ankündigung überraschte selbst die Opposition, die eigentlich auf eine Stellungnahme zur Änderung der Reisevorschriften gehofft hatte. In zahlreichen Foren hatten Blogger bereits über ein Gesetz zur Reisefreiheit spekuliert. Vor allem aus Florida wollen zahlreiche Exil-Kubaner zur Papstreise in ihre Heimat reisen.
Erst der zweite Besuch eines Papstes
Erst vor wenigen Tagen hatte der in Lateinamerika einflussreiche honduranische Kardinal Oscar Rodriguez die Freilassung aller politischen Häftlinge aus Anlass des Papstbesuches gefordert. Der erste und bisher einzige Papstbesuch im sozialistischen Kuba fand im Januar 1998 durch Johannes Paul II. (1978-2005) statt. Damals hatte es eine ähnliche Amnestie-Aktion der kubanischen Machthaber gegeben. Revolutionsführer Fidel Castro verkündete die Maßnahme damals während des Besuches.
Offizieller Anlass des Papstbesuches ist der 400. Jahrestag der Entdeckung des Bildes der "Barmherzigen Jungfrau von Cobre". Dem Vernehmen nach soll Papst Benedikt XVI. vom 23. bis 28. März nach Mexiko und Kuba reisen, ein genaues Datum steht allerdings ebenso wenig fest wie die Orte, die das Kirchenoberhaupt besuchen wird.
Kuba will vor dem Papstbesuch 2.900 Häftlinge freilassen
Weihnachtsgeschenk an Benedikt
Die Überraschung ist Kubas Staatspräsident Raul Castro gelungen. Unmittelbar vor Heiligabend verkündete der starke Mann des Karibik-Inselstaates die Begnadigung von über 2.900 Häftlingen. Und machte dabei deutlich, dass die Geste unmittelbar mit dem anstehenden Besuch von Papst Benedikt XVI. im März auf Kuba zusammenhängt.
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