Kubareise von Kardinal-Staatssekretär Bertone

Vatikan trifft Castro

Wenige Tage nach dem Führungswechsel im Land ist Kardinal-Staatssekretär Tarcisio Bertone bei seiner sechstägigen Kuba-Reise nun auch mit Regierungsvertretern zusammengetroffen. Geplant ist auch ein Treffen mit dem neuen Staatschef Raul Castro. Der Höhepunkt eines Besuchs, der die Beziehungen zwschischen Staat und Kirche ins Visier nahm.

 (DR)

Am Montag (Ortszeit) sprach er Außenminister Felipe Perez Roque. Im Mittelpunkt standen laut Medienberichten die vatikanisch-kubanischen Beziehungen. Eine Begegnung mit Kubas neuem Staatschef Raul Castro ist für Dienstag vorgesehen.

Vor dem Treffen äußerte Bertone die Hoffnung auf einen "klaren und ernsthaften" Dialog. Das Gespräch ist der politische Höhepunkt des Besuchs Bertones.

Perez Roque sagte nach der Begegnung mit dem Vatikanvertreter vor Journalisten, Kuba wolle sich weiter um eine Vertiefung des kubanisch-vatikanischen Dialogs bemühen, um der Kirche und den Katholiken die Ausübung ihres Glaubens zu ermöglichen, sofern dies innerhalb der verfassungsmäßigen Grenzen erfolge. Bertone erklärte, er habe während seines Besuchs "eine Reifung der Beziehungen zwischen Staat und Kirche Kubas" beobachten können.

Wirtschaftsembargo "ethisch unannehmbar"
"Ich glaube, dass der neue Präsident, der neue Staatsrat und die Kirche für die Wünsche des kubanischen Volkes offen sind und dass sie versuchen werden, alles zu tun, um auch unter der anhaltenden Schwierigkeit des US-Embargos diesen Wünschen nachzukommen", wurde er zitiert. Zugleich nannte der Kardinal laut Bericht der staatlichen kubanischen Tageszeitung "Granma" das Wirtschaftsembargo "ethisch unannehmbar". Demnach appellierte er an Washington, vor allem wegen Familienzusammenführungen von dieser "feindschaftlichen Politik" Abstand zu nehmen.

Am Abend hielt Bertone eine Rede vor Studenten der Universität von Havanna. Dabei betonte er, dass sich Glaube und Kultur nicht ausschlössen, sondern ergänzten. Wichtig sei, so der Kardinal, dass die Gesellschaft Menschen hervorbringe, die mit ihrem Leben die fundamentalen Werte bezeugen. Man müsse Wege finden, wie Kirche und Gesellschaft für die Schaffung einer menschlicheren Welt zusammenarbeiten könnten.

Kuba: Dissident kritisiert zu hohe Reformerwartungen im Ausland
Der kubanische Oppositionelle Oswaldo Payá hat die Erwartungen des Auslands an den Führungswechsel in seinem Land als übertrieben bezeichnet. "Außerhalb Kubas gab es unverhältnismäßige Erwartungen in Bezug auf die Namen, die für den Vorsitz des Staatsrates genannt wurden", schrieb Payá am Montag (Ortszeit) auf seiner Internetseite. Der Wandel, den die kubanische Bevölkerung wünsche und brauche, werde nicht allein dadurch eingeleitet, dass Fidel Castro abgelöst werde. Die Macht müsse vom Volk ausgehen und nicht von der Kommunistischen Partei, so Payá.

Am Sonntag hatte die kubanische Nationalversammlung Fidel Castros Bruder Raúl zum Vorsitzenden des Staatsrates und damit zum Präsidenten des Landes gewählt. Fidel Castro hatte sich nach 49 Jahren im Amt aus gesundheitlichen Gründen aus allen Regierungsämtern zurückgezogen. Von Raúl Castro, der Kuba bereits anderthalb Jahre übergangsweise regierte, werden Reformen in dem kommunistischen Land erwartet. So bot ihm die EU einen "konstruktiven Dialog" an, und auch die Bundesregierung äußerte die Hoffnung auf eine neue Ära.

Payá, einer der bekanntesten Oppositionellen der Karibikinsel und Vorsitzender der illegalen christdemokratischen Partei, bemängelte insbesondere das undemokratische Wahlverfahren in Kuba. Weder bei der Wahl des Staatsrates noch bei der Parlamentswahl im Januar habe die Möglichkeit bestanden, zwischen verschiedenen Kandidaten zu wählen. Die Abgeordneten stünden in der Pflicht, der Bevölkerung ihre fundamentalen Rechte zurückzugeben, schrieb Payá.