Künstlerin taucht Krypta von St. Maria im Kapitol in neues Licht

Spiritueller Rückzugsort

In der Langen Nacht der Kirchen in Köln verwandelt Kane Kampmann die Krypta der romanischen Kirche St. Maria im Kapitol in Köln mit einer einzigartigen Lichtinstallation. Sie schafft einen Raum der Stille und Spiritualität.

Autor/in:
Hilde Regeniter
Mystic Shots (DR)
Mystic Shots / ( DR )

DOMRADIO.DE: Was steckt hinter Mystic Shots?

Kane Kampmann (DR)
Kane Kampmann / ( DR )

Kane Kampmann (Künstlerin): Die Idee für diesen Titel stammt von der AG Spirituelles Zentrum Köln. Sie hat ihn entwickelt und Texte aus der Welt der Mystik ausgewählt. Diese Texte werden im Laufe des Abends gelegentlich gelesen, ansonsten herrscht vollständige Stille.

DOMRADIO.DE: Beschreiben Sie, was können die Besucherinnen und Besucher zu sehen bekommen? 

Kampmann: Diese Krypta ist für mich ein ganz besonderer Ort. Inspiriert von ihr habe ich mich vollständig auf weißes Licht reduziert. Die Krypta ist einer der schönsten Orte hier in Köln, die ich auch nie vorher gesehen hatte, wo man auch gar nicht so leicht reinkommt, normalerweise. Meine Arbeit hier ist minimalistisch und zurückgenommen, geprägt von Linien und Punkten. Für mich symbolisiert sie die Verbindung von Raum und Licht.

DOMRADIO.DE: Ich habe mir die Videoaufnahmen vom letzten Mal angesehen und sofort an das Universum gedacht, an das Weltall mit tanzenden Sternen. Liege ich da auch richtig? 

Kampmann: In gewisser Weise ja. Die Verbindungslinien, mit denen ich arbeite, stehen für mich für ein Bild aus vielen Teilchen, die miteinander verbunden sind. So sind wir eigentlich alle miteinander verbunden, nicht nur untereinander, sondern auch mit dem Universum und mit uns selbst.

Mystic Shots (DR)
Mystic Shots / ( DR )

DOMRADIO.DE: Das ist ein Gesamtkunstwerk aus Licht und Raum, das durch die gelesenen Texte vollendet wird. Können Sie genauer erklären, um welche Texte es sich handelt?

Kampmann: Das sind mystische Texte, unter anderem von Johannes vom Kreuz und Hildegard von Bingen. Aus dem Koran gibt es Texte von Rumi, also kulturübergreifende Texte, die eben ab und zu gelesen werden.  Dazwischen herrscht absolute Stille, ein bewusster Kontrast zur lauten, schnelllebigen Welt voller Bilder und Eindrücke. Die Krypta, tief unter der Erde, bietet den idealen Raum, um zur Ruhe zu kommen. Für mich persönlich ist es ein Genuss, von 19 bis 23 Uhr dort zu sein.

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Künstlerin taucht Krypta bei Kölner "Langer Nacht der Kirchen" in Licht

DOMRADIO.DE: Sie sind evangelische Christin, bezeichnen sich aber in erster Linie als spirituellen Menschen. Wie ist es für Sie, Ihre Kunst in einem sakralen Raum wie einer Kirche zu präsentieren?

Kampmann: Für mich ist es ein besonderes Geschenk, meine Kunst in Kirchen präsentieren zu dürfen. Ursprünglich bin ich eher zufällig dazu gekommen, aber seitdem werde ich immer wieder für Kirchenräume angefragt. Selbst wenn ich Lichtinstallationen für Konzerte oder das Beethoven-Fest mache, führt mich mein Weg immer wieder in eine Kirche. Zuletzt haben wir sogar ein jüdisches Café in der Böhmkirche in Vingst aufgeführt. Es fühlt sich an, als würden mich diese Orte und Themen immer wieder rufen.

Mystic Shots (DR)
Mystic Shots / ( DR )

DOMRADIO.DE: Was ist denn noch mal der Unterschied zwischen einem Kirchenraum und einem nichtsakralen Raum?

Kampmann: Für mich macht das einen riesigen Unterschied. Kirchen sind besondere Orte, an denen man zur Ruhe kommt. Sie tragen eine besondere Energie in sich, da sie oft an geomantisch bedeutenden Stellen errichtet wurden. Man kann dort eine tiefe Verbindung spüren, mit sich selbst und mit dem großen Ganzen. In manchen Kirchen empfinde ich diese Verbindung stärker, in anderen weniger, aber sie ist immer da.

Karne Kampmann

"Viele beschrieben es als einen meditativen Zustand, in dem man nichts tun muss, nichts bewerten muss, sondern einfach nur sein darf."

DOMRADIO.DE: Sie haben Mystic Shots bereits in der letzten Langen Nacht der Kirchen inszeniert. Wie sind die Reaktionen der Menschen darauf ausgefallen?

Mystic Shots (DR)
Mystic Shots / ( DR )

Kampmann: Alle, die den Weg dorthin gefunden haben, waren begeistert und blieben stundenlang sitzen. Sie sagten, sie seien in eine andere Welt eingetaucht und hätten sich mit sich selbst verbunden. Viele beschrieben es als einen meditativen Zustand, in dem man nichts tun muss, nichts bewerten muss, sondern einfach nur sein darf.

DOMRADIO.DE: Was erhoffen Sie sich von den Besuchern während der Langen Nacht der Kirchen? Was sollen sie aus diesem Erlebnis mitnehmen?

Kampmann: Ich wünsche mir, dass die Menschen diesen besonderen Ort in sich tragen und ihn überall finden können. Zudem hoffe ich, dass solche Orte in Zukunft häufiger entstehen und regelmäßiger zugänglich sind, weil ich glaube, dass es ein großes Bedürfnis in der Gesellschaft gibt, gerade in der heutigen Zeit, solche Rückzugsorte zu haben.

Das Interview führte Hilde Regeniter.

Info: Die (Link ist extern)Lange Nacht der Kirchen 2025 in der Kölner Innenstadt ist am Freitag, 21. März, von 19 bis 23 Uhr. 

Quelle:
DR

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