Er setze einen stärkeren Akzent auf gemeinsames Gebet, gemeinsame Aktionen und Begegnungen. Dahinter stecke auch die "realistische Einschätzung, dass wir in der Ökumene nicht allein mit dem theologischen Dialog weiterkommen können". Freundschaftliche Beziehungen seien die Voraussetzung dafür, die schwierigen theologischen Fragen überhaupt angehen zu können, so der Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen.
Dem Papst gehe es um eine missionarische Kirche, die das Evangelium in die Welt hinaus trägt, fügte Koch hinzu. "Und der Papst möchte, dass wir alles, was man gemeinsam tun kann, auch bereits gemeinsam tun."
Weltprotestantismus erlebt derzeit eine Fragmentierung
Mit Blick auf die protestantischen Kirchen sagte der vatikanische Ökumene-Minister, das Hauptproblem sei, dass es im Weltprotestantismus derzeit "eine ungeheure Fragmentierung" gebe. "Es entstehen dort immer neue Kirchen". Dazu komme ein neues Anwachsen evangelikaler, pfingstkirchlicher Bewegungen. "Der Pentekostalismus stellt inzwischen nach der römisch-katholischen Kirche die zweitgrößte Realität in der Christenheit dar", sagte der Kurienkardinal. "Man muss vielleicht sogar von einer vierten Form des Kirche-Seins reden: katholisch, orthodox, protestantisch und pentekostalisch." In diesen Bewegungen gebe es erhebliche Vorbehalte gegen Papst und katholische Kirche. Papst Franziskus setze auch hier auf persönliche Begegnungen.
Dialog mit Lutheranern, Juden und Orthodoxen
Im Dialog mit den Lutheranern verfolgt Koch das Ziel, eine gemeinsame Position zu Kirche, Eucharistie und Amt zu erarbeiten. "Ich hoffe, dass dazu eine gemeinsame Erklärung auf Weltebene zwischen Lutherischem Weltbund und katholischer Kirche zustande kommen wird." Das wäre ein neuer, ganz großer Schritt nach der gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre von 1999.
Das Verhältnis der katholischen Kirche zum Judentum bezeichnete der Ökumene-Minister des Papstes als "so stabil, dass es möglich ist, aufkommende Herausforderungen und Probleme gemeinsam anzugehen und zu lösen". Es gebe auch unter jüdischen Rabbinern verstärkt den Wunsch, nicht nur über politische und historische Fragen zu reden, sondern auch theologische Probleme intensiver zu behandeln.
Mit Blick auf die orthodoxe Kirche sieht der Kurienkardinal Probleme durch "die innerorthodoxen Spannungen, die den ökumenischen Dialog etwas blockieren". Er hoffe, dass die für Pfingsten 2016 vorgesehene Panorthodoxe Synode helfe, die Einheit unter den Orthodoxen zu vertiefen, sagte Koch.