"Heute stehen wir vor der Schwierigkeit, dass wir noch immer keine gemeinsame Sicht des Ziels der Ökumene haben", sagte der "Ökumeneminister" des Vatikan dem "Badischen Tagblatt" (Donnerstag). "Jede Kirche hat ihre eigene Vorstellung von der Einheit ihrer Kirche und steht deshalb in der Versuchung, diese Vorstellung auch auf das Ziel der Ökumene zu übertragen", so Koch.
Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) beispielsweise habe "ihr innerprotestantisches Ökumenemodell entwickelt und neigt nicht selten dazu, es auch in der Beziehung zu uns anzuwenden", so der katholische Geistliche. "Es kann in der Ökumene aber nicht darum gehen, dass man dem Partner etwas aufdrängen will. Man muss vielmehr im Dialog herausfinden, was uns gemeinsam ist", sagte Koch, der die Vatikan-Delegation bei dem Ökumene-Treffen in Karlsruhe anführen wird. Von Ende August bis 8. September treffen sich Vertreter aus 350 Kirchen zur Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) in Karlsruhe.
"Verantwortungsvolles Gespräch nötig"
Zugleich bewertete Koch den Reformprozess der katholischen Kirche in Deutschland - den Synodalen Weg - zwei Wochen vor dessen nächster Versammlung skeptisch. Papst Franziskus sei mit Blick auf den Synodalen Weg in Sorge und habe dies in einem Brief an die Kirche in Deutschland zum Ausdruck gebracht. "Er hat aber bis heute nicht den Eindruck, dass die in ihm geäußerten Sorgen in Deutschland wirklich ernst genommen werden", so Koch.
"Ich teile die Wahrnehmung des Papstes", führte Koch weiter aus. "Ich verfolge den Synodalen Weg sehr aufmerksam und bin in großer Sorge, wohin der Weg in der katholischen Kirche in Deutschland führen wird. Es ist dringend notwendig, darüber miteinander in ein verantwortungsvolles Gespräch zu kommen und darin zu bleiben", mahnte er.