Kurienreform des Papstes bald abgeschlossen

"Antwort auf Erfordernisse der Zeit"

Die von Franziskus 2013 angestoßene Kurienreform geht in die Schlussphase. In der Zukunft wird es zusammengelegte Abteilungen geben wie die Behörde für ganzheitliche Entwicklung, die sich u.a. mit der Flüchtlingshilfe befasst.

Auftakt zur Kurienreform: Vollversammlung des Kardinalskollegiums am 12. Februar 2015 / © Cristian Gennari (KNA)
Auftakt zur Kurienreform: Vollversammlung des Kardinalskollegiums am 12. Februar 2015 / © Cristian Gennari ( KNA )

Der beratende Kardinalsrat habe nur noch "zwei oder drei" vatikanische Behörden auf der Agenda; einige bereits gemachte Vorschläge müssten wieder revidiert werden, sagte der Sekretär des Gremiums, Bischof Marcello Semeraro, der italienischen Zeitung "Avvenire" am Wochenende. Denkbar seien weitere Zusammenlegungen bisher selbstständiger Einrichtungen wie bei der neugestalteten Behörde für Laien, Familie und Leben oder der Behörde für ganzheitliche Entwicklung. Das letzte Wort liege beim Papst, so Semeraro.

Neun Kardinäle als Berater  

Papst Franziskus hatte kurz nach seiner Wahl einen Kreis von Kardinälen benannt, die ihn bei einer Umgestaltung der Leitungszentrale im Vatikan beraten sollten. Dem Rat von inzwischen neun Kardinälen, in dem alle Kontinente repräsentiert sind, gehört auch der Münchner Erzbischof Reinhard Marx an. Seit Oktober 2013 kam das Gremium laut "Avvenire" zu 21 Sitzungsperioden mit insgesamt 63 Arbeitstagen und 122 Beratungen zusammen, zuletzt vergangene Woche.

Semeraro sagte, die ersten Neuerungen der Reform seien schon in der "Einlaufphase". Jetzt müsse man "prüfen, ob alles gut funktioniert, und gegebenenfalls eingreifen". Er sprach von einem "work in progress". Weiter verwies er auf ähnliche Maßnahmen früherer Päpste. Die römische Kurie sei "ein lebender Organismus". Änderungen seien "keine Dogmen, sondern eine Antwort auf Erfordernisse der Zeit".

Behörden effektiver machen

Als ein Kennzeichen hob Semeraro hervor, dass die frühere Unterscheidung zwischen eher beratenden Räten und sogenannten Kongregationen, die weitere Befugnissen haben, aufgegeben wurde. Die neuen Behörden werden nach einem lateinischen Begriff "Dikasterium" genannt. Zum Staatssekretariat sagte Semeraro, auch hier sei ein Umbau möglich, um diese zentrale Leitungsbehörde "effektiver" zu machen. Ferner hätten die Kardinäle mehrfach über Rolle und Aufgaben der päpstlichen Botschafter gesprochen.

Erwogen wird nach den Aussagen des Bischofs auch die Einrichtung eines Personalchefs. Dessen Titel, Position und andere Fragen seien noch offen und vom Papst zu entscheiden; "aber das Problem bleibt sicherlich", sagte Semeraro. Die heutige Kurie könne "nicht mehr mit den Zeiten und Verfahren der Vergangenheit arbeiten".

Kardinalsrat bleibt bestehen

Semeraro äußerte die Einschätzung, der Kardinalsrat werde über die Kurienreform hinaus bestehen bleiben. Aufgabe des Gremiums sei, den Papst bei der Leitung der Weltkirche zu beraten.
Erste Ergebnisse der Reform sind die neue Wirtschaftsbehörde, die Vereinigung der vatikanischen Medien unter einem Dach, eine Behörde für Laien, Familie und Leben sowie ein "Dikasterium für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen", das unter anderem die Themenbereiche Menschenrechte, Flüchtlinge, humanitäre Hilfe, Ökologie und Entwicklung vereint. 


Quelle:
KNA