Bestattungen durchs Ordnungsamt seien ein liebloser, aber inzwischen "leider nicht seltener Abschied aus dem Leben", so Kurschus in der evangelischen Zeitschrift "chrismon" (November-Ausgabe).
"Das geflügelte Wort, jemand habe zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel, stimmt nicht mehr", so Kurschus weiter: "Viele haben auch zum Sterben zu wenig." In ihrem Wohnort Bielefeld seien das bereits bisher jährlich 120 bis 140 Menschen, so die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen: "In Hamburg sind es 1.000, in Berlin 3.000. Und es werden mehr."
Niemand bezahlt die Bestattung
Tote zu begraben sei aber mehr, "als sie unter die Erde zu bringen und zu verscharren". Genau dies geschehe jedoch derzeit mit Tausenden Menschen, so die EKD-Ratsvorsitzende. Es seien Frauen und Männer, die mittellos seien und für die sich niemand finde, der ihre Bestattung bezahlt. "Dann wird der tote Körper zum Fall fürs Ordnungsamt, das für sein Begräbnis sorgt."
Zunächst transportiere der Bestatter dabei den Leichnam ins Krematorium. "Wer weiß schon, dass man zu Lebzeiten ausdrücklich hinterlegen muss, wenn man nicht eingeäschert werden will", so Kurschus. Die Asche werde dann "in der rohen grauen Urne an einen Friedhof mit günstigen Gebühren, etwa in Ostdeutschland, geschickt, und zwar im speziell für diesen Zweck entwickelten DHL-Urnenversand ('Abgabe beim Nachbarn ausgeschlossen')". Die Toten würden dann gesammelt, bis es an der Zeit sei, ein Gemeinschaftsgrab auszubaggern.
Tote bestatten sei ein Gebot der Humanität
"Die Gemeinschaft besteht darin, dass alle Urnen darin sang- und klanglos eingegraben werden. Rasen drüber, fertig", kritisierte die EKD-Ratsvorsitzende. Die Menschenwürde ende jedoch nicht mit dem letzten Atemzug, betonte Kurschus. Tote würdig zu bestatten, sei ein Gebot der Humanität für die Gesellschaft: "Die letzte Reise eines Menschen ist viel wichtiger als jede Urlaubsreise."