"Die evangelische Kirche hat an vielen Stellen in der Geschichte Schuld auf sich geladen. Sie war daran beteiligt, Menschen zu verraten und der Verfolgung und Vernichtung auszuliefern", erklärte Kurschus am Sonntagabend. Auch in der Kirche seien antiziganistische Stereotype weitergetragen und Menschen dadurch erneut in ihrer Würde verletzt worden. "Es ist wichtig, dass wir uns mit dieser bis in die Gegenwart reichenden Schuldgeschichte der Kirchen auseinandersetzen."
In diesem Rahmen wurde eine Erklärung des EKD-Rates zur Bekämpfung von Antiziganismus, also Feindschaft gegenüber Sinti und Roma, sowie zur Zusammenarbeit mit dieser Gruppe vorgestellt. Hintergrund ist der 40. Jahrestag der Gründung des Zentralrates Deutscher Sinti und Roma. Am Abend in Berlin sprachen der Zentralratsvorsitzende Romani Rose sowie die EKD-Bevollmächtigte Anne Gidion Grußworte.
Gegen Antiziganismus vorgehen
"Gemeinsam mit Angehörigen der Minderheit von Sinti und Roma wollen wir der Diskriminierung im Alltag von Kirche und Gesellschaft und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit insgesamt entgegenwirken", so Kurschus. Der Rat der EKD nehme außerdem die Arbeitsdefinition von Antiziganismus der Internationalen Allianz zum Holocaust-Gedenken (IHRA) an. Geplant seien darüber hinaus Bildungsprojekte. Zudem nehme die EKD weiterhin teil an dem bundesweiten Netzwerk "Sinti, Roma, Kirchen". Über die Mitarbeit darin sollten "Vertrauen, politischer Dialog und Zusammenarbeit auf Augenhöhe" gestärkt werden, hieß es.
Der Zentralrat nannte die Erklärung der EKD "historisch". Rose betonte: "Die Evangelische Kirche bekennt sich darin erstmalig in dieser offiziellen Form vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte zu ihrer Verantwortung auch für unsere Minderheit. Die EKD setzt damit ein starkes Zeichen, um den seit Jahrhunderten tief in unserer Gesellschaft verankerten Antiziganismus zu ächten und um das Bewusstsein in Kirche und Gesellschaft über den Holocaust an 500.000 ermordeten Sinti und Roma im NS-besetzten Europa zu stärken."