"Wir nehmen keine Anmeldungen der AfD an, ob nun der Partei oder der Fraktion im Landtag", sagt Stephanie Billib von der Gedenkstätte Bergen-Belsen der Zeitung. Für Angehörige von NS-Opfern und Überlebende sei es "nicht vorstellbar, gemeinsam mit AfD-Vertretern auf dem Friedhof zu stehen, wo die KZ-Opfer begraben sind"
Der Leiter der Hamburger Gedenkstätte Neuengamme, Oliver von Wrochem, betonte, dass AfD-Politiker in der Gedenkstätte nicht erwünscht seien. Auch in der Gedenkstätte Buchenwald ist es laut deren Sprecher Rikola-Gunnar Lüttgenau Vertretern der Partei nicht möglich, an Veranstaltungen teilzunehmen.
Vom Hausrecht Gebrauch machen
Die Sprecherin der KZ-Gedenkstätte Dachau, Verena Bierl, erklärte gegenüber "Welt" man behalte sich vor, vom Hausrecht Gebrauch zu machen "und Personen, Parteien oder Organisationen, die durch antidemokratische, rassistische, antisemitische oder andere, dem Stiftungszweck widersprechende Äußerungen in Erscheinung getreten sind oder treten, den Zutritt zur Gedenkstätte zu verwehren oder sie von der Teilnahme an einer Veranstaltung auszuschließen".
Vor der Stichwahl für das Amt des Oberbürgermeisters von Nordhausen (Thüringen) am 24. September warnte am Donnerstag auch die KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora vor einer Wahl des AfD-Kandidaten Jörg Prophet. Die Gedenkstättenleiterin Anett Dremel und der Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, Jens-Christian Wagner, betonten, Prophet verbreite eine geschichtsrevisionistische Ideologie. Prophet hatte im ersten Wahlgang gut 42 Prozent der Stimmen und damit das mit Abstand beste Ergebnis erzielt.
Zentralrat der Juden besorgt
Auch der Zentralrat der Juden in Deutschland zeigte sich besorgt über die AfD. Wenn es um die Erinnerung an die Schoah gehe, zeigte sich in der Gesellschaft Tendenzen, die nach "Schlussstrichen" riefen, sagte Zentralratspräsident Josef Schuster der "Welt". "Die AfD ist daran in meinen Augen maßgeblich beteiligt, indem sie diese Stimmung bewusst anheizt, provoziert und durch Geschichtsklitterung versucht, die Gesellschaft zu spalten." Laut Schuster darf es "in diesen Fragen keine Gleichgültigkeit geben".