Außerdem wachse die Gefahr von Seuchen. "Zudem sind in einigen Regionen bis zu 80 Prozent der Ernte vernichtet worden. Ohne Hilfe von außen könnte das zu massiven Engpässen auf dem Nahrungsmittelmarkt führen, bis hin zu einer Hungersnot", so Müller am Montag in Freiburg.
Chaotische Situationen
Von einer chaotischen Situation in der Hauptstadt Port-au-Prince sprachen die Malteser. In den Elendsvierteln Cite Soleil und Tabarre gebe es keinerlei medizinische Versorgung, sagte die Projektkoordinatorin von Malteser International, Kathrin Jewert. Abwasserkanäle liefen über; Müll und menschlicher Unrat sowie das stehende dreckige Wasser in den Elendshütten stellten ein hohes gesundheitliches Risiko dar. Davon seien mehr als eine halbe Million Menschen akut betroffen.
Dringend Hilfe benötigten jedoch auch viele Bewohner in den ländlichen Gebieten, betonte die Kindernothilfe. Tausende Familien kämpften hier ums Überleben, sagte Demeter Russafov vom Büro des Hilfswerks in Port-au-Prince. "Allein in Ans Rouge, im Nordwesten Haitis, sind 720 Häuser unterschiedlich stark zerstört und fünf Schulen beschädigt." Die 17.000-Einwohner-Stadt Port-A-Piment sei völlig zerstört.
Ganzes Ausmaß noch nicht absehbar
Auch rund um die Stadt Jeremie sind den Angaben des katholischen Hilfswerks Misereor zufolge fast alle Häuser stark beschädigt, 90 Prozent der Bäume wurden entwurzelt. Das ganze Ausmaß der Katastrophe ist laut Geschäftsführer Martin Bröckelmann-Simon allerdings noch nicht absehbar, da es zu einigen Partnerorganisationen im Süden Haitis nach wie vor keinen Kontakt gibt.
"Matthew" traf in der vergangenen Woche auf Haiti und richtete dort sowie in weiteren Karibikregionen schwere Schäden an. Mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 230 Stundenkilometern gehört er in die zweithöchste Kategorie der tropischen Wirbelstürme. In Haiti kamen jüngsten Berichten zufolge mehr als 1.000 Menschen ums Leben.