Haitianischer Bischofskonferenz-Mitarbeiter erlebt Hurrikan

"Ein Dröhnen wie im Krieg"

Der Hurrikan "Matthew" hat in Haiti schwere Schäden verursacht und mehrere Menschen das Leben gekostet. Wie der Generaldirektor des Wiederaufbaubüros der Haitianischen Bischofskonferenz den Sturm erlebt hat, erzählt er im Interview.

Verwüstungen in Haiti nach Hurrikan / © Orlando Barria (dpa)
Verwüstungen in Haiti nach Hurrikan / © Orlando Barria ( dpa )

KNA: Sie halten sich nahe der Hauptstadt Port-au-Prince auf. Das Wiederaufbaubüro wird vom Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat und den Bischofskonferenzen Frankreichs und der USA unterstützt. Wie fühlt es sich an, wenn ein Hurrikan über einem hinwegzieht?

Stephan Destin: Ich hatte große Angst um mich und meine Familie, als der Wind kam. Es fühlte sich an, als ob das ganze Haus weggerissen wird. Man fühlt sich total hilflos. Das Dröhnen des Windes war erschreckend, es hörte sich an wie Kriegslärm, wie wenn Truppen anrücken. Es war eine Erfahrung, die ich meinem schlimmsten Feind nicht wünsche. 

KNA: Haiti wurde 2010 von einem Erdbeben verwüstet, nun von einem Hurrikan. Wie reagieren die Menschen - resigniert oder trotzig?

Destin: Bis jetzt ist der Geist gut, die Leute helfen einander, ihren Nachbarn. Die Menschen in Haiti sind leider Naturkatastrophen gewöhnt. Sie finden immer einen Weg, wieder auf die Beine zu kommen. Obwohl die wirtschaftliche Situation des Landes sehr schwierig ist. Der Hurrikan war das Letzte, was das Land jetzt brauchen konnte. Denn wir stehen vor Präsidentschaftswahlen, die eigentlich an diesem Sonntag stattfinden sollten und nun fraglich sind. 

KNA: Ihr nach dem Erdbeben eingerichtetes Wiederaufbaubüro sollte sicherstellen, dass sämtliche kirchlichen Bauwerke erdbeben- und hurrikansicher gebaut werden...

Destin: Wir hatten bislang mehr als 25 Projekte abgeschlossen, etwa 12 sind am Laufen und 15 im Entwurfsstadium. Tatsächlich flüchten viele Menschen bei Naturkatastrophen gerade in die Kirchen, um dort Schutz zu suchen. Die Priester und Kirchenmitarbeiter arbeiten jetzt wie Rettungskräfte und sind oft die einzige Quelle für Betroffene, die keinen Zugang zu Krankenwagen oder Krankenhäusern haben.

KNA: Wie viele Kirchen wurden jetzt in Haiti durch den Hurrikan beschädigt?

Destin: Darüber habe ich noch keinen Überblick. Ich habe aber von anderen gehört, dass bei sechs bis acht Kirchen oder Kapellen das Dach weggerissen sei.

KNA: Was brauchen die Menschen in Haiti jetzt am dringendsten? 

Destin: Kleidung. Denn viele sind evakuiert worden und haben ihr Hab und Gut verloren. Außerdem Wasser. Die Deutschen möchte ich bitten, zu helfen, wie sie können. Und außerdem möchte ich sie bitten: Betet für Haiti! Betet für die Gegenden, die besonders getroffen wurden von dem Hurrikan, besonders im Süden des Landes.

Das Interview führte Norbert Demuth.


Quelle:
KNA