Die einsetzende Regenzeit berge weitere Gefahren: Das Wasser bahne sich seinen Weg ins Grundwasser, vorbei an Müllbergen, und drohe so, das verbleibende Trinkwasser zu vergiften. In den vergangenen Tagen sei die Zahl der Choleraerkrankten gesunken.
Katastrophale hygienische Zustände
Dies sei jedoch kein Grund zum Aufatmen. "Ohne Hilfe wird sich die Situation weiter verschärfen", sagte Lukas Drieger, Länderkoordinator der Organisation ADRA für den Jemen. Über 330.000 Menschen seien an Cholera erkrankt, mindestens 1.759 seien gestorben. Die hygienischen Zustände seien katastrophal, und dem Land drohe eine Hungersnot.
Die Schließung des Flughafens der Hauptstadt Sanaa schränke sowohl den Handelsverkehr als auch die Einfuhr von Hilfsgütern ein, so die Organisation Care. Die Bevölkerung sei seit Monaten von der Außenwelt abgeschnitten, erklärte der Generalsekretär von Care International, Wolfgang Jamann.
Wenig Hilfe der Staatengemeinschaft
Laut Schätzungen des jemenitischen Gesundheitsministeriums sind seit der Schließung des Flughafens vor einem Jahr rund 10.000 Menschen an Krankheiten gestorben, für die sie internationale medizinische Behandlung benötigt hätten. Diese Situation verletze auch die Reisefreiheit der Bevölkerung, so Jamann - "ein Recht, das durch Artikel 13 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte geschützt ist".
Die Anstrengungen der Helfer seien vergebens, wenn der Krieg nicht bald beendet werde, sagte der geschäftsführende Vorstand des Aktionsbündnises Deutschland Hilft (ADH), Manuela Roßbach. Bislang lasse die Weltgemeinschaft die Bevölkerung im Stich: "Sie schaut tatenlos zu, wie der Konflikt im Jemen weiter anhält und Menschen im Stillen sterben."