Es sei ein Fehler gewesen, nach seinem Dienstantritt alle Kontakte mit Betroffenen an andere kirchliche Stellen zu delegieren, sagte Meister am Freitag auf einer Pressekonferenz in Hannover. "Ich habe damit dazu beigetragen, dass Betroffene weiterhin nicht angemessen gehört wurden." Inzwischen habe er wieder begonnen, Gespräche mit Betroffenen zu führen, und stehe auch weiter für Gespräche bereit.
Einen Rücktritt lehnte Meister jedoch ab. "Ich habe nach Abwägung und Gewissensprüfung entschieden, im Dienst zu bleiben", so der 62-Jährige, der seit 2011 an der Spitze der Landeskirche steht. Meister verwies darauf, dass er sich seit 2020 für Verbesserungen eingesetzt habe und weiter einsetzte.
"im guten Mittelfeld, eher vorn"
Im bundesweiten Vergleich sehe er seine Landeskirche beim Aufbau von Strukturen im Kampf gegen Missbrauch "im guten Mittelfeld", an manchen Stellen sogar "eher vorn". Ihm sei bewusst, dass das nicht ausreiche. "Der Prozess der Aufarbeitung wird noch Jahre dauern."
Meister reagierte auf eine Ende Februar veröffentlichte Studie, die schwere Versäumnisse der hannoverschen Landeskirche im Umgang mit Missbrauchsfällen in Oesede bei Osnabrück belegt. Eine Betroffene unter dem Pseudonym Lisa Meyer hatte vor zweieinhalb Jahren öffentlich gemacht, dass sie 1973 und 1974 als Zehnjährige von einem Diakon sexuell missbraucht wurde.
Fachstelle "Sexualisierte Gewalt"
Laut der Untersuchung hätten weitere Taten verhindert werden können, wenn der Missbrauch Meyers nicht vertuscht worden wäre. Nachdem Meyer ihren Fall 2020 öffentlich gemacht habe, seien kirchliche Mitarbeitende vor Ort nicht ausreichend vom Landeskirchenamt unterstützt worden.
Auch Vertreter des Landeskirchenamts und der Landessynode, also des Kirchenparlaments, räumten Fehler im Umgang mit dem Fall ein. Meister kündigte an, in der Fachstelle "Sexualisierte Gewalt" der Landeskirche mit derzeit 4,25 Stellen mehr Personal einzustellen.
Umstrukturierungen
Außerdem werde sie künftig direkt dem Präsidenten des Landeskirchenamts unterstellt. Seit Veröffentlichung der bundesweiten Missbrauchsstudie für die evangelische Kirche Ende Januar, meldeten sich deutlich mehr Betroffene bei der Fachstelle und bei Ansprechpersonen in den Kirchenkreisen als zuvor, so der Landesbischof.
Die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers ist mit rund 2,3 Millionen Mitgliedern Deutschlands größte evangelische Landeskirche. Sie umfasst weite Teile Niedersachsen.