Landesbischof sorgt sich über zunehmend ausländerfeindliche Stimmung

"Der Fremde hat ein Bleiberecht"

Der Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg erschütterte die Menschen über Deutschland hinaus. Der Landesbischof Friedrich Kramer kritisiert, dass sich im Nachgang die Stimmung in der Stadt gegen Migranten gewendet hat.

Blick über Magdeburg / © Marcus_Hofmann (shutterstock)

Der mitteldeutsche Landesbischof Friedrich Kramer sieht mit Sorge eine zunehmend ausländerfeindliche Stimmung in Magdeburg seit dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt.

Friedrich Kramer, Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland / © Frank Drechsler (epd)
Friedrich Kramer, Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland / © Frank Drechsler ( (Link ist extern)epd )

"Migranten fühlen sich in der Stadt nicht mehr sicher. Das macht uns große Sorgen", sagte er am Mittwochabend in Halle beim Jahrespressegespräch der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM). Der Anschlag, durch den sechs Menschen starben und über 300 verletzt wurden, sei von rechten Kräften instrumentalisiert worden.

Derzeit gebe es weitere "unausgegorene Debatten" mit Blick auf Migranten, kritisierte Kramer und verwies dabei auf Forderungen nach einer schnellen Rückführung von Syrern. "Wichtig ist, dass wir als Kirche auf unserer Linie bleiben. Der Fremde hat ein Bleiberecht und wir begegnen in ihm auch Jesus Christus." 

Kramer bekräftigte die AfD-Ablehnung der Landeskirche: "Und darum möchten wir auch in den Kirchenräten niemanden haben, der der AfD angehört." Die Neuwahlen der Gemeindekirchenräte stehen im September an.

"Frontaler Angriff auf Menschenwürde"

Auch der Vorstandsvorsitzende der Diakonie Mitteldeutschland, Christoph Stolte, mahnte: "Wir brauchen eine wirkliche Versachlichung der politischen und gesellschaftlichen Migrationsdebatte." Einzelne Parteien zweifelten inzwischen die Gleichwertigkeit aller Menschen an und diffamierten ganze Gruppen. 

"Das ist ein Frontalangriff auf die Menschenwürde", so Stolte. Es lasse sich "schleichend eine Veränderung des Denkens" in der Gesellschaft beobachten. "Kirche und Diakonie sind gefordert dem entschieden zu widersprechen und entgegenzutreten."

Diakonie Deutschland

Die Diakonie ist der soziale Dienst der evangelischen Kirchen. Sie versteht ihren Auftrag als gelebte Nächstenliebe und setzt sich für Menschen ein, die am Rande der Gesellschaft stehen, die auf Hilfe angewiesen oder benachteiligt sind. Neben dieser Hilfe versteht sie sich als Anwältin der Schwachen und benennt öffentlich die Ursachen von sozialer Not gegenüber Politik und Gesellschaft. Diese Aufgabe nimmt sie gemeinsam mit anderen Spitzenverbänden der freien Wohlfahrtspflege wahr.

Diakonie (Symbolbild) / © Tobias Arhelger (shutterstock)