Lange Nacht der Kirchen in Köln

Nachts im Kerzenschein

Diesen Freitagabend öffnen wieder viele Kirchen in der Kölner Innenstadt ihre Pforten - zur langen Nacht der Kirchen. Stadtdechant Monsignore Robert Kleine erklärt im Interview, was die Besucher erwartet und dass auch Ökumene eine Rolle spielt.

Spitzen des Kölner Doms im Sonnenuntergang / © Marius Becker (dpa)
Spitzen des Kölner Doms im Sonnenuntergang / © Marius Becker ( dpa )

domradio.de: Nachts in der Kirche - was wird den Besuchern denn dort geboten?

Monsignore Robert Kleine (Stadtdechant von Köln): Die eigentliche Idee dieser langen Nacht der Kirchen war, dass man in Stille in den Kirchenraum hineinbekommt und sich mit dem Kirchenraum beschäftigen kann, der besonders illuminiert ist, mit Kerzen vielleicht, oder auch dunkler gehalten. Im Laufe der Zeit hat es sich entwickelt, dass einige Kirchen, wo zum Beispiel Gemeinschaften ansässig sind, in der Zeit auch Gebetszeiten anbieten. Es hat sich gezeigt, dass manchmal Kirchenmusik erklingt, Orgeln oder andere Instrumente. In dieser Hinsicht sind wir sehr freizügig: Es heißt zwar, die Nacht, der Raum, die Stille, aber diese Stille kann auch unterbrochen werden durch das, was sonst in den Kirchen geschieht, nämlich Gebet oder Musik.

domradio.de: Bei "Lange Nacht der Kirchen" denkt man ja automatisch auch an die "Lange Nacht der Museen". Da ist es ja meistens so, dass man Museen-Hopping betreibt und von Museum zu Museum geht. Ist das bei den Kirchen auch so gedacht?

Kleine: Es gibt auch Besucherinnen und Besucher, die das wirklich vor Ort sagen. Bei der "Langen Nacht der Museen" ist es ja so, dass manchmal auch ein Bus hin- und herfährt und man fast im Stress ist. Das soll hier natürlich nicht sein. Außerdem kommt man bei der "Langen Nacht der Museen" mit einer Karte in Museen, wo man sonst immer extra Eintritt zahlen müsste. Unsere Kirchen sind ja alle auch sonst kostenfrei. Deswegen kann man sich hier ruhig etwas Zeit lassen. Aber heute kann man vielleicht ein bisschen in der Innenstadt umherschlendern, um dann bei der ein oder anderen Kirche festzustellen: Ah, da ist die Tür auf! Dann kann man hereingehen.

Man kann natürlich auch ganz bewusst im Internet nachschauen: "Welche Kirchen haben denn geöffnet? Und wo war ich vielleicht noch nicht?", und dann die Kirchen besuchen. Unser Kunstmuseum Kolumba macht übrigens bewusst nicht bei der "Langen Nacht der Museen" mit, sondern bei der "Langen Nacht der Kirchen". Also ist auch Kolumba heute geöffnet. Dort kann man auch in die Kirchenruine von St. Kolumba hinein, aber eben auch die aktuelle Ausstellung besuchen und bis 24 Uhr in der Atmosphäre von "Nacht.Raum.Stille." durch Columba gehen.

domradio.de: In diesem Jahr ist ja auch das Reformationsjubiläum, das heißt die evangelische Kirche feiert viel. Aber auch die Katholiken sind vielfach beteiligt. Spielt die Ökumene in der heutigen Nacht eine Rolle?

Kleine: Ja. Wobei das nicht nur in diesem Jahr so ist oder erst in diesem Jahr. Wir haben schon seit längerem eine gute Tradition, dass zum Beispiel die Antoniterkirche auf der Schildergasse, aber auch die Trinitatiskirche, die ja sonst auch nicht als Gemeindekirche geöffnet ist, zu besuchen sind. Da gibt es zum Beispiel in der Antoniterkirche Lesungen oder auch die Feier der Komplet. Wenn ich die Ökumene noch weiter fasse, freue ich mich sehr, dass zum ersten Mal die Kirche "Entschlafung der Gottesgebärerin" dabei ist. Das ist die Kirche der griechisch-orthodoxen Gemeinde. Man sieht sie, wenn man am Rheinufer steht: Auf der Deutzer Seite befindet sich die kleine Kirche Alt-St. Heribert. Auch sie ist geöffnet und dort wird jede Stunde ein orthodoxes Stundengebet gebetet und eingeladen, dort in der Stille zu sein oder mitzubeten.

Das Interview führte Silvia Ochlast.


Stadtdechant Robert Kleine / © Jörg Loeffke (KNA)
Stadtdechant Robert Kleine / © Jörg Loeffke ( KNA )
Quelle:
DR