Inzwischen gebe es auch in Afrika, Asien und Ozeanien immer mehr Maßnahmen zu Vorbeugung und Aufarbeitung von Missbrauch an Kindern und Jugendlichen sowie erwachsenen Schutzbefohlenen, sagte der Jesuitenpater am Donnerstag in Berlin.
Bei einer Veranstaltung des katholischen Hilfswerks missio Aachen betonte Zollner zugleich, dass das Sprechen über Sexualität etwa in Afrika ein weitaus größeres "schambehaftetes Tabu" sei als in Europa und Nordamerika. Dies erschwere die Aufklärung von Fällen sexueller Gewalt durch Priester und Ordensangehörige erheblich.
Auch Ordensfrauen in Afrika betroffen
In den Ländern südlich der Sahara seien davon außer Kindern und Jugendlichen in besonderem Maße auch Ordensfrauen sowie andere erwachsene Frauen betroffen, erklärte Zollner, der Mitglied der Päpstlichen Kommission für den Schutz von Minderjährigen ist.
Ordensschwestern gingen das Risiko ein, aus ihrer Gemeinschaft verstoßen zu werden, wenn sie sexuelle Gewalt öffentlich machten. Zudem gälten Minderjährige bereits als erwachsen, wenn sie die Geschlechtsreife erreicht hätten.
Auch die kenianische Expertin für Missbrauchstaten, Jacinta Odeng, berichtete von einem wachsenden Bewusstsein für das Problem der sexuellen Gewalt. So erteile sie an der katholischen Tangaza Universität Pflichtkurse zu diesem Thema für angehende Geistliche und andere Studierende, berichtete die Ordensfrau. Weiterhin sei die Auffassung verbreitet, dass Missbrauch nur "ein Problem des Westens" sei.
Sexuelle Dienstleistungen in Afrika als Gegenleistung erwartet
Sexuelle Gewalt in den Kirchengemeinden trete in Afrika auch unter anderen Umständen als in Europa und Nordamerika auf, erklärte die Psychologin weiter. So gebe es Priester, die armen Jugendlichen die Schulgebühren zahlen und sie dafür als Hausangestellte aufnehmen. Dabei erwarteten sie von ihnen sexuelle Dienstleistungen.
Zollner und Odeng nehmen im Rahmen des laufenden "Monats der Weltmission" an Informationsveranstaltungen von missio teil. Das Hilfswerk fördert nach eigenen Angaben unter anderem Schulungen und weitere Maßnahmen zum Thema sexuelle Gewalt in Afrika, Asien und Ozeanien.