Innerhalb der Kirche würden deshalb Christen verfolgt, die mit der "antichristlichen Haltung" von Patriarch Kyrill I. und der Ideologie der "Russischen Welt" nicht einverstanden seien, "welche anstelle des Evangeliums propagiert wird", so Uminski gegenüber der Zeitung "Die Tagespost".
"Kirche vergisst politische Gefangene"
In Russland werde jede abweichende Meinung brutal unterdrückt. "Die Zahl der politischen Gefangenen ist enorm. Viele sitzen allein dafür, dass sie sich gegen den Krieg ausgesprochen haben", berichtet Uminski. Auch viele Christen säßen in russischen Gefängnissen. "Die Kirche hat sie alle vergessen, sich von ihnen losgesagt, weil sie wegen ihrer Anti-Kriegs-Haltung verurteilt wurden."
Mit der Entwicklung hin zu einem autoritären System sei die Kirche für die Staatsführung unter Präsident Wladimir Putin zunehmend nützlich geworden. "Patriarch Kyrill erkannte früh, in welche Richtung sich die Dinge bewegten, und schlug diesen Kurs ein." Heute werde die Stimme der Kirche überall gehört, auch in der Staatsduma.
Priester sind schutzlos
Ein strukturelles Problem ist laut Uminski, dass ein Priester in der russisch-orthodoxen Kirche vollkommen schutzlos sei. "Ein Bischof kann mit ihm machen, was er will, ihn seines Amts entheben oder entlassen." Dagegen hätten die Geistlichen keinerlei rechtliche Möglichkeiten.
Uminski wurde aus der russisch-orthodoxen Kirche ausgeschlossen, weil er sich weigerte, das von Patriarch Kyrill angeordnete Gebet für den Sieg Russlands in der Ukraine zu verlesen. Er musste sein Land verlassen, wurde vom Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel wieder in den Priesterstand aufgenommen und dient jetzt als Kleriker der Mariä-Verkündigungs-Kirche in Paris.