Russischer Patriarch Kyrill I. verlangt andere ukrainische Regierung

"Operation äußerer Kräfte"

Das russisch-orthodoxe Kirchenoberhaupt pocht wie Kremlchef Putin auf eine Ablösung der Regierung in Kiew. In einem TV-Interview wirft Kyrill I. ausländischen Kräften vor, das ukrainische Volk betäubt und Leid verursacht zu haben.

Kyrill I., Patriarch der russisch-orthodoxen Kirche / © Oleg Varov (dpa)
Kyrill I., Patriarch der russisch-orthodoxen Kirche / © Oleg Varov ( dpa )

Der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. fordert einen Regierungswechsel in der Ukraine. Die Menschen in Russlands Nachbarland müssten erkennen, dass fremde Mächte das ukrainische Volk betäubt und einen bewaffneten Konflikt herbeigeführt hätten, sagte das Kirchenoberhaupt in einem am Dienstag (Ortszeit) ausgestrahlten TV-Interview zum orthodoxen Weihnachtsfest. Damit dies schnell geschehe, sei es "wichtig, dass sich, offen gesagt, die politische Ausrichtung der ukrainischen Regierung ändert", so Kyrill I. wörtlich.

Denn die Regierung in Kiew rufe zum Kampf gegen Russland auf. Eines Tages würden die Ukrainer aus der "Narkose" aufwachen und in die Realität zurückkehren, so der Patriarch weiter: "Die Leute werden verstehen, dass es sich um eine Besessenheit handelt, dass es in Wirklichkeit eine Operation äußerer Kräfte ist, die darauf abzielt, eine geeinte Nation auseinanderzureißen." Russen und Ukrainer seien Brudervölker und beide "aus dem Kiewer Taufbecken hervorgegangen".

Wladimir Putin und Patriarch Kyrill I. / © Aleksander Kazakov (dpa)
Wladimir Putin und Patriarch Kyrill I. / © Aleksander Kazakov ( dpa )

Enger Verbündeter von Putin

Das russisch-orthodoxe Kirchenoberhaupt ist ein wichtiger Verbündeter von Staatschef Wladimir Putin. Dieser gab als ein Ziel des Krieges gegen die Ukraine den Sturz der Regierung in Kiew aus. Kyrill I. verbreitete bereits mehrfach die Propaganda des Kremls, dass westliche Mächte in Kiew das Sagen hätten und Russland angreifen würden. Die Tatsache, dass russische Streitkräfte die Ukraine überfallen haben und die ukrainische Armee das eigene Land verteidigt, leugnet der Patriarch stets. Etliche Staaten haben daher auch Sanktionen gegen ihn verhängt.

In dem Weihnachtsinterview betonte Kyrill weiter, viele "ukrainische Brüder und Schwestern" litten "unter diesem Konflikt nicht weniger als wir". Sie träumten davon, ihn zu beenden. Nicht jeder in der Ukraine traue sich, den Friedenswunsch laut auszusprechen, "weil es gefährlich ist und zu Repressalien seitens des Staates führen kann", fügte er hinzu. Die russisch-orthodoxe Kirche feiert die Geburt Christi am 7. Januar.

Segen und Küsse

In der Nacht zum Dienstag hatte Kyrill I. auf Bitten von Präsident Wladimir Putin Brustkreuze und Ikonen für die russischen Invasionstruppen in der Ukraine gesegnet. Am Ende des Gottesdienstes in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale umarmten sich der Kremlchef und der Patriarch und küssten sich dreimal gegenseitig auf die Wange.

Quelle:
KNA