Russland würdigt diplomatische Rolle des Vatikans im Ukraine-Krieg

"Ausgewogene und neutrale Position"

Der Kreml schätzt die Vermittlerrolle des Heiligen Stuhls im Krieg zwischen Russland und der Ukraine. Ein ranghoher russischer Diplomat plädiert für einen weiteren Dialog mit dem Vatikan zu humanitären Fragen.

Vatikan-Flagge vor der Kuppel des Petersdoms / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani (KNA)
Vatikan-Flagge vor der Kuppel des Petersdoms / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani ( (Link ist extern)KNA )

Das russische Außenministerium ist nach eigenen Angaben zu einer weiteren Zusammenarbeit mit dem Heiligen Stuhl im "Interesse des Friedens in der Ukraine" bereit. 

Der für den Vatikan zuständige Abteilungsleiter des Ministeriums, Artyom Studennikow, sagte am Donnerstag der staatlichen russischen Nachrichtenagentur RIA Nowosti, Moskau sei offen für eine "Fortsetzung des konstruktiven Dialogs". Er lobte zugleich, dass der Vatikan von Anfang an eine "ausgewogene und neutrale Position" zum Ukraine-Krieg eingenommen habe.

Der Heilige Stuhl setze sich aktiv für eine friedliche Beilegung des Konflikts ein, so Studennikow. Im Gegensatz dazu versuche der "kollektive Westen", Russland strategisch zu besiegen, indem er der Ukraine immer stärkere Waffen liefere. Das verschlimmere die Situation nur und verlängere den Konflikt.

Humanitäre Fragen im Mittelpunkt

Im Mittelpunkt der Kontakte zwischen dem Vatikan und Russland stehen humanitäre Fragen im Ukraine-Konflikt. Abteilungsleiter Studennikow betonte die Hilfe des Vatikans bei der Zusammenführung von Kindern, die aus dem Kriegsgebiet entführt wurden, mit ihren Verwandten in Russland und der Ukraine. Kiew wirft Moskau die Verschleppung von etwa 20.000 ukrainischen Kindern vor.

Kardinal Matteo Zuppi / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)

Im Januar hatte das Außenministerium in Moskau bereits die Unterstützung des päpstlichen Sondergesandten Kardinal Matteo Zuppi beim Austausch von Kriegsgefangenen gewürdigt. Mit Zuppis Unterstützung seien Ende Dezember und Mitte Januar insgesamt 16 verwundete russische Soldaten bei einem Gefangenenaustausch mit der Ukraine freigekommen. Papst Franziskus hatte den italienischen Kardinal im Mai 2023 zum Leiter einer vatikanischen Friedensmission für die Ukraine ernannt. Zuletzt war Zuppi im Oktober 2024 in Moskau vom russischen Außenminister Sergej Lawrow empfangen worden.

Vatikan erläutert Papstwort zur "Weißen Flagge" für die Ukraine

Der Vatikan hat versucht, umstrittene Äußerungen des Papstes zu einem Verhandlungsfrieden im russisch-ukrainischen Krieg einzuordnen. Das zum Heiligen Stuhl gehörende Online-Portal Vatican News verbreitete in mehreren Sprachen, darunter auch auf Ukrainisch, einen Bericht über eine entsprechende Erklärung von Vatikansprecher Matteo Bruni.

Darin heißt es, Bruni habe auf Nachfrage gegenüber Journalisten präzisiert, dass der Papst mit seinen jüngst veröffentlichten Worten zur Ukraine "vor allem zu einem Waffenstillstand aufrufen und den Mut zu Verhandlungen wiederbeleben wollte".

Papst Franziskus / © Andrew Medichini/AP (dpa)