Lebensmittel und Strom gehen laut Pfarrer von Gaza zur Neige

"Wir stehen vor einem Mangel"

Im Gazastreifen werden nach Worten des dortigen katholischen Pfarrers Lebensmittel, Wasser und Strom knapp. Der Pfarrer berichtet zudem von der aktuellen Lage vor Ort – und von einem Telefonat mit Papst Franziskus,

Eine Frau geht nach einem israelischen Luftangriff durch Gaza-Stadt / © Mohammed Talatene (dpa)
Eine Frau geht nach einem israelischen Luftangriff durch Gaza-Stadt / © Mohammed Talatene ( dpa )

"Tatsächlich stehen wir vor einem Mangel. Wir versuchen, die Vorräte unter uns aufzuteilen, um uns so lange wie möglich zu versorgen", sagte Gabriel Romanelli in einem Interview, das das Lateinische Patriarchat von Jerusalem am Donnerstag auf seiner Website veröffentlichte. Die Pfarrei in Gaza-Stadt ist Teil des Patriarchats.

Pfarrer sitzt in Bethlehem fest

Die Stromversorgung sei den ganzen Tag über begrenzt; ebenso werde über einen kompletten Ausfall für das gesamte Gebiet spekuliert, so der argentinische Ordensmann von der Gemeinschaft "Verbo encarnado" (Fleischgewordenes Wort). Auch der Treibstoff gehe fast zur Neige. Aufgrund der Verwüstungen durch den Krieg seien viele Vorräte zerstört worden und könnten nicht ersetzt werden.

Gabriel Romanelli, katholischer Pfarrer von Gaza, von der Gemeinschaft "Verbo encarnado" / © Andrea Krogmann (KNA)
Gabriel Romanelli, katholischer Pfarrer von Gaza, von der Gemeinschaft "Verbo encarnado" / © Andrea Krogmann ( KNA )

"Daher sind wir nicht in der Lage, etwas zu kaufen oder die Bedürfnisse der Menschen zu befriedigen", so der Pfarrer, der wegen des anhaltenden Kriegs in Bethlehem festsitzt. Auf die seit Samstag andauernden Angriffe der radikalislamischen Hamas reagiert Israel mit Luftschlägen auf zahlreiche Ziele im Gazastreifen.

"Aufgrund der Situation war es mir nicht möglich, in unsere Pfarrei in Gaza zurückzukehren." Die Kirche habe viele der nur 1.017 Christen in Gaza aufgenommen, die teils ihre Häuser durch heftige Bombardierungen verloren hätten. Mehr als 150 Personen lebten derzeit im Kirchen- und Klostergebäude, im Thomas-von-Aquin-Zentrum sowie in der Schule der Pfarrei. Versorgt würden die Menschen auch von den Ordensschwestern vor Ort.

Papst-Telefonat und Forderung nach Ende des Kriegs

Weiter berichtete Romanelli, dass Papst Franziskus ihn angerufen habe und auch mit dem Hilfspriester Pater Joseph gesprochen habe, der sich aktuell in Gaza aufhält. Der Papst habe ihnen seine Unterstützung zugesichert und sie aufgefordert, nicht nachzulassen im Gebet und in der kontinuierlichen Hilfe für die Bedürftigen.

"Er sagte, er werde sein Bestes tun, um diesem schrecklichen Krieg ein Ende zu setzen", sagte Romanelli. "Dies hat unsere Hoffnung und unseren Glauben erneuert, dass dieser Krieg bald enden wird, und hat die Gemeindemitglieder ermutigt, als sie erfuhren, dass Papst Franziskus freundlicherweise Kontakt zu uns aufgenommen hat."

Der Krieg müsse so schnell wie möglich beendet werden, weil er verheerende Folgen nicht nur auf die Infrastruktur im Gazastreifen haben werde, unterstrich Romanelli. "Ganz zu schweigen von den psychologischen Auswirkungen, Ängsten und Störungen, die dieser Krieg bei den Menschen in Gaza hinterlassen wird. Viele werden leiden!"

Es gelte, alles zu tun, um diesen Krieg sofort zu beenden. Ebenso bat er die Gläubigen überall auf der Welt, dem Appell des Jerusalemer Kardinals Pierbattista Pizzaballa zu folgen, der für Dienstag (17.10.) zum Gebet und Fasten für den Frieden aufgerufen hatte.

EU führt humanitäre Hilfe für Palästinenser fort

Die EU-Kommission hat klargestellt, dass die EU ihre Hilfsgelder für die palästinensischen Gebiete nach dem Angriff der Hamas auf Israel zwar überprüft, die Zahlungen aber nicht ausgesetzt werden und die humanitäre Hilfe davon grundsätzlich nicht betroffen ist. "Es gibt keine Änderungen für humanitäre Hilfe. Alle Operationen gehen weiter", sagte ein Sprecher der EU-Kommission am Dienstag in Brüssel. 2023 betrage das Budget der EU für Palästinenser in Not 27,9 Millionen Euro, ergänzte der Sprecher.

In den Armenvierteln von Gaza sind die Lebensverhältnisse prekär. / © Mohammed Talatene (dpa)
In den Armenvierteln von Gaza sind die Lebensverhältnisse prekär. / © Mohammed Talatene ( dpa )
Quelle:
KNA